Der Lasörling Höhenweg.
Einsam. Alpin. Atemberaubend.
Mein erster großer Trek im Alpenraum!
Schon so lange habe ich den Lasörling Höhenweg auf meiner To-Do-Liste stehen…
Aber wir kennen es doch alle: Zeitmangel, ständige Gewittergefahr, doch lieber weiter weg, doch lieber Urlaub mit dem Partner, oder einfach nur die gute alte Faulheit. Gründe, ein solches Vorhaben doch nicht durchzuziehen, gibt es einfach zu viele…
Aber es ist September. Mein Lieblingsmonat. Die beste Zeit sich draußen noch einmal richtig auszutoben!
Die Lasörlinggruppe:
Gelegen auf der Sonnenseite der Alpen, zwischen Alpenhauptkamm und Südtirol, mit unbeschreiblichen Fernblicken zur Venedigergruppe und den Dolomiten.
Genau diese abwechslungsreiche und unzerstörte Hochgebirgslandschaft macht den Lasörling Höhenweg so einzigartig.
Und es ist definitiv ein Trek für alle, die gerne ihre Ruhe haben wollen!
Ich nehme mir auf gut Glück eine Woche Mitte September frei. Und siehe da: Ich werde tatsächlich belohnt. Bergwetter vom Feinsten. Eine Woche Sonne pur.
Das ist mal ein gerechter Ausgleich zum durchwachsenen Wetter, das wir während unseres Nordnorwegen-Roadtrips im August hatten!
Samstag früh um 6 soll’s losgehen Richtung Matrei in Osttirol. Dem offiziellen Startpunkt des Lasörling Höhenwegs.
Wie auch bei meinem letzten größeren Trek im Fjordland Norwegens, knacke ich die 20 kg Startgewicht. Eine Mahlzeit pro Tag plane ich auf einer der zahlreichen Hütten ein. Die restlichen Mahlzeiten nehme ich mit. Für 5 Tage sollte es schon reichen.
Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher und auch meine neue Sony Alpha 7 II sind natürlich wieder mit am Start!
1. Etappe: Matrei i. Osttirol – Zunigsee – Ganitzle (➚ 1300, ➘ 20)
Um die Mittagszeit komme ich mit dem Expressbus von Wörgl über Kitzbühel in Matrei i. Osttirol (935 m) an.
Es ist keine Wolke am Himmel und ich gönne mir erst einmal eine ordentliche Ladung Sonnencreme. Die Temperaturen sind im mittleren zwanziger Bereich. Normal ist das für Mitte September nicht mehr. Ein Hoch auf den Klimawandel!
Vom Ortszentrum marschiere ich noch etwa 2 km auf asphaltierten Straßen, bis ich am ersten Wegweiser zur Zunigalm (1846 m) vorbeikomme. Obwohl es einen Steig gibt, entscheide ich mich für den Aufstieg auf dem Forstweg. Ich will es dieses Mal wirklich langsam angehen.
Schon von weitem höre ich den Trubel auf der Alm. Es ist Almabtriebswochenende und das wird gefeiert. Eine riesige Theke lockt mit allerlei Köstlichkeiten. Und die Preise sind verführerisch.
Nach einer kleinen Stärkung mache ich mich auf den Weg zum Zunigsee (2012 m), bei dem ich vorhabe, mein Camp für die Nacht aufzuschlagen. Und platztechnisch wäre das auch völlig unproblematisch gewesen, wenn mir nicht schon während meines leider viel zu kurzen Waschgangs eine Horde von Mücken auf den Leib gerückt wären…
So habe ich nun bezüglich meiner weiteren Wegwahl zwei Optionen:
Der weitere Aufstieg zur Zunigscharte (2355 m) mit Biwak auf dem Kleinen Zunig (2443 m), oder nur zum kleinen Vorgipfel und Aussichtspunkt Ganitzle (2196 m).
Angesichts der immer noch haufenweise umherwuselnden Insekten entscheide ich mich für Variante 2. Zum Großen Zunig (2776 m) hätte ich es konditionsbedingt heute sowieso nicht mehr geschafft.
Im goldenen Abendlicht baue ich mein Zelt auf und gönne mir mein wohlverdientes Abendessen.
Ich genieße jeden Moment hier oben. Ich genieße die Bergluft, die Ruhe und die grenzenlose Freiheit. Und natürlich die Aussicht ins Virgental und auf die vergletscherten Gipfel des Alpenhauptkamms, die in immer röterem Glanz erstrahlen. Auch wenn ein wenig Gesellschaft nicht geschadet hätte, bin ich überglücklich, hier sein zu können.
So habe ich nach Sonnenuntergang zumindest auch noch genug Zeit, um darüber nachzudenken, was zur Hölle Ganitzle eigentlich bedeuten soll und wer sich so einen Namen für einen Gipfel ausgedacht hat…
2. Etappe: Über das Arnitztörl auf den Zupalkogel (➚ 1200, ➘ 550)
Die Nacht läuft ziemlich gut. Ganz anders als bei den widrigen Bedingungen, die ich beim Trekking in Norwegen sonst immer habe.
Der September kann schon richtig schön sein. Und er hat auch noch einen ganz anderen Vorteil: Der Sonnenaufgang ist nicht mehr so früh wie im Sommer. Das heißt, man muss sich auch nicht jedes Mal aus dem Bett quälen, wenn man gute Fotos machen will!
Heute steht mir eine lange und anstrengende Etappe bevor.
Aber ich habe Zeit. Und bestes Bergwetter. Da kann man schon mal was ausprobieren…
Zunächst geht es einem unscheinbaren Pfad folgend unschwer bergab zur Arnitzalm (1848 m), bei der ich meine Flaschen wieder mit frischem Wasser fülle. Noch liegt die Alm im Schatten des mächtigen Zunig. Um länger hier zu verweilen, ist es mir jedoch immer noch etwas zu frisch.
Mein nächstes Wegziel ist das Arnitztörl (2559 m). Trotz spärlicher Markierungen ist der Weg durch den zu Anfang noch engen Taleinschnitt kaum zu verfehlen. Bald geht der Weg jedoch langsam aber sicher in einen undefinierten Steig über. Und ab einer Höhe von 2450 m fehlt sowohl vom Steig als auch von den Markierungen jede Spur.
An sich ist das Gelände aber nicht schwer zu begehen. Die weiten, steindurchsetzten Grashänge bieten keinerlei unüberwindbaren Hindernisse. Und Hand anlegen muss ich eigentlich nie.
Nachdem der weglose Aufstieg technisch als auch konditionell wesentlicher besser funktioniert hatte, als ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte, steige ich auch noch die wenigen Höhenmeter zum Kreuzberg (2743 m) auf. Hier verweile ich ein wenig und gönne mir in der prallen Mittagssonne mein Geschmackswunder alias Curryreis aus der Tüte.
Ich weiß, man muss zufrieden sein mit dem was man hat, aber ein Eis oder eine kühle Coke wären mir deutlich lieber gewesen…
Was mich nun erwartet ist eine Gratwanderung der Extraklasse.
Für gute zwei Stunden folge ich im ständigen Auf und Ab den schwachen Spuren über den Grat. Ich passiere die Deferegger Höhe (2658 m) und unzählige weitere namenlose Gipfel bis ich die Melspitze (2641 m) erreiche. Von anderen Wanderern fehlt jede Spur. Ich bin hier vollkommen alleine. An einem wolkenlosen Spätsommersonntag…
Hin und wieder mache ich ein Päuschen und lese ein wenig in der warmen Nachmittagssonne. Die Zeit vergeht und die Schatten werden allmählich länger, das Licht sanfter. Es wird Zeit, dass ich mich nach einem Schlafplatz umsehe. Dafür nehme ich den formschönen Zupalkogel (2720 m) ins Visier. Dort erahne ich nämlich bereits einen hervorragenden Schlafplatz knapp unterhalb des Gipfels.
Die nächste Stunde bin ich mit Fotografieren beschäftigt. Das nachholen, was heute definitiv zu kurz gekommen ist. Im Nachhinein bereue ich es ein wenig, den Wegverlauf nicht etwas genauer dokumentiert zu haben. Einen ganz guten Überblick über den sagenhaften Grat sollten die folgenden Bilder jedoch trotzdem geben, hoffe ich.
Kurz nach 8 verrolle ich mich in mein Zelt und plane noch ein wenig die morgige Etappe.
Eines ist aber klar: Morgen muss es deutlich weniger werden. Ich brauche dringend einen Ruhetag, sonst kann ich gleich nach Hause gehen. Der Rucksack hinterlässt bereits Spuren…
Die Temperaturen ziehen an und ich verkrieche mich tief in meinen Schlafsack.
3. Etappe: Ganz entspannt zur Lasörling Hütte (➚ 300, ➘ 750)
Auch am nächsten Morgen erwartet mich ein perfekter wolkenloser Himmel.
Als mich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages treffen, weiß ich, warum ich mir diese Strapazen immer und immer wieder antue. Es dauert nicht lange bis sich der glitzernde Reif in kleine Wassertröpfchen umwandelt, die das weiche Gras benetzen.
Vor dem Abbauen lege ich noch eine kurze Fotosession ein.
So ein Zeltplatz muss einfach in alle Ewigkeiten festgehalten werden!
Wer nach dem Aufstehen einmal ein derartiges Ambiente vor sich hatte, wird sicherlich nie wieder woanders aufstehen wollen. Das ist das ultimative Freiheitsgefühl und der Traum eines jeden Trekkers.
Wenn eine solche Aussicht nur nicht immer mit diesem immensen Aufwand verbunden wäre…
Beim Packen lasse ich mir heute viel Zeit.
Ich verteile meine sieben Sachen zum Trocknen am Gipfel und lege mich noch ein bisschen hin zum Lesen. Meine Daunenjacke brauche ich bereits nicht mehr.
Lange kann ich meinen Magen aber nicht mehr ignorieren. Nachschub wird verlangt, und zwar was Ordentliches. Es ist Zeit für eine deftige Jause auf der Zupalseehütte (2350 m).
Etwa eine halbe Stunde später, gerade als die Sonne über die Bergkette spitzt, bin ich unten und bereit zum Schmausen. Außer mir und der kleinen Familie, die die Hütte bewirtschaftet, ist sonst kein Mensch weit und breit zu sehen. Alles wird extra für mich frisch zubereitet und das für wirklich kleines Geld. Unglaublich, wie man sich über die kleinen Dinge im Leben freuen kann.
Ach ja, und so sieht die Hütte aus:
Hütten, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden…
Voll gegessen bis oben hin, lege ich mich auf einen der noch vom Sommer übrig gebliebenen Liegestühle und denke über das Leben nach. Eine lange Etappe wird das heute sowieso nicht mehr.
Als ich mich irgendwann aufraffe ist es bereits nach Mittag. Laut Wegweiser brauche ich etwa drei Stunden zur Lasörling Hütte (2293 m). Ich habe mir vorgenommen, die heutige Nacht in der Hütte zu verbringen, um mich ordentlich für die morgige Königsetappe zu regenerieren. Und zu einer Dusche sage ich natürlich auch nicht nein.
Bis zur Merschenalm (2248 m), die etwa in der Mitte der heutigen Wegstrecke liegt, komme ich zügig voran. Steigungen gibt es kaum. Und auch der unschwierige Anstieg zur Merschenhöhe (2499 m) ist im Anschluss schnell geschafft. Von dort oben sehe ich das erste Mal die Lasörling Hütte, einsam gelegen in einem gigantischen ehemaligen Gletscherbett.
Der Namensgeber des Gebirgszugs wartet bereits auf mich: Der mächtige Lasörling (3098 m) mit seinen zwei Hauptgipfeln…
Den Rest des Tages verbringe ich ganz im Sinne des heutigen Ruhetags in bester Gesellschaft auf der Hütte.
Christoph, ein Wiener in meinem Alter, kommt aus der Richtung, in die ich morgen will und gibt mir noch einige nützliche Infos zum weiteren Wegverlauf. Er ist seit Mittwoch auf dem Venedigerhöhenweg unterwegs und hatte eine ganze Woche Sonne pur. Absolut beneidenswert.
Außer uns beiden übernachten nur noch drei weitere Leute an diesem Tag auf der Hütte. Für mich ist das bei diesem Wetter vollkommen unerklärlich und absolut ungewohnt.
Wenn der Lasörling Höhenweg eines ist, dann ist er wenig begangen.
Die Königsetappe zur Neuen Reichenberger Hütte (➚ 1400, ➘ 1100)
Tag 4: Tag der Abrechnung.
Um 7:45 Uhr verlasse ich mit vollem Bauch und mulmigen Gefühl die Hütte. Die heutige Etappe ist lang und definitiv hochalpin.
Der Wind frischt ordentlich auf. Gegen Nachmittag soll es gebietsweise regnen, und auch Gewitter sind nicht ganz auszuschließen. Von Norden her zieht eine mächtige Kaltfront durch den Alpenraum, und die Temperaturen sind bereits merklich gesunken. Auf 2000 Metern soll es in den nächsten Nächten angeblich nicht mehr wärmer werden als -2° und ich befinde mich deutlich höher.
Auch die Landschaft hat sich seit gestern verändert. Das Gras ist auf ganzer Linie in Schutt, grobes Geröll und metergroße Felsblöcke übergegangen.
Willkommen in der vegetationslosen Welt des Hochgebirges!
Ich spute mich, der Gipfel des Lasörling liegt in greifbarer Nähe.
Denn noch ist es schön sonnig. Bis zum Nachmittag möchte ich den Großteil der 4. Etappe hinter mich gebracht haben. Zum Glück fühle ich mich nach der erholsamen Nacht auf der Hütte richtig ausgeschlafen und noch voller Energie.
Nach einer halben Stunde erreiche ich auf etwa 2650 m den Abzweig zum Prägrater Törl (2846 m). Eine weitere Stunde später, und ich befinde mich im letzten Gipfelanstieg.
Mit dem riesigen Rucksack ist die Kraxelei zum Gipfel alles andere als angenehm. Obwohl der Berg an sich für seine Höhe technisch nicht wirklich schwierig ist. Ständig erinnert mich der Gipfelaufbau an meine Abenteuerbesteigung des Slogen letztes Jahr, wobei da die Bedingungen mit dem Nebel einfach noch heftiger waren.
Um 9:30 Uhr erreiche ich den Gipfel des Großen Lasörling. Und ich brauche ein paar Minuten, um die Situation und das Panorama zu verdauen, bevor ich mit dem Fotografieren beginne.
Es ist schon erstaunlich wie viel man doch zu Fuß innerhalb weniger Tage zurücklegen kann.
Ich lasse hier oben meine Route der letzten Tage noch einmal Revue passieren und gönne mir eine halbe Stunde, um wieder zu Kräften zu kommen.
Der lange Weg zur Neuen Reichenberger Hütte…
Christoph hatte mir gestern berichtet, dass der Grat vom Lasörling zum Prägrater Törl an sich nicht besonders schwierig zu gehen ist. Zumindest ohne viel Gepäck…
Bereits nach wenigen Minuten am Grat muss ich mir aber eingestehen, dass die ungewisse Kraxelei für mich eine Nummer zu heftig ist und kehre daher um. Ich steige also wieder zur Abzweigung auf 2650 m ab, um dann erneut in der steilen Rinne zum Prägrater Törl 200 Höhenmeter aufzusteigen. Hier ist extreme Vorsicht geboten, es herrscht akute Steinschlaggefahr!
Eine andere Option wäre gewesen, den heiklen Weg Richtung Lasnitzen Hütte (1900 m) einzuschlagen. Da mich diese Variante aber weitere 200 Höhenmeter kosten würde, kann ich gerne darauf verzichten. Langsam reicht es mir nämlich. Und es zieht immer weiter zu.
Über Unmengen an Schutt und Geröll steige ich in eine Talsenke ab und ein neuer Anstieg zum nächsten Sattel beginnt. Ein Blick zurück verrät mir, was ich heute schon alles geschafft habe…
Und wieder geht es mehrere hundert Höhenmeter bergab.
Nun trennt mich nur noch die Rote Lenke (2796 m) von der Neuen Reichenberger Hütte (2586 m). Der letzte Pass für heute.
Im Schneckentempo mache ich mich an den Anstieg. Einen Fuß vor den anderen. Eigentlich ganz einfach…
Eine Aussage von Christoph geistert mir andauernd im Kopf herum: “Der Vorteil, wenn man zu Fuß unterwegs ist, ist der, dass man immer weitergehen kann. Egal was kommt. Das ist das Schöne am Weitwandern.” Im Moment befinde ich mich jedoch in einem Stadium, welches tatsächlich das Potential hat, diese Aussage, die ich gestern noch so euphorisch abgenickt hatte, zu widerlegen. Ich bin einfach nur durch.
Als ich endlich oben ankomme, überkommt mich eine unglaubliche Erleichterung und ich kann mich wieder ein wenig auf die Umgebung um mich herum konzentrieren.
Die Wolken werden dunkler und dunkler…
Auf keinen Fall will ich hier oben in ein Gewitter kommen. Mit dem leichten Regen, der gerade einsetzt, kann ich mich zumindest noch abfinden.
Es ist 16:00 Uhr und eine knappe halbe Stunde später erreiche ich die Reichenberger Hütte. Ich realisiere erst jetzt, wie unglaublich schön die Szenerie um die Hütte herum ist. Die Steilwände im Westen erinnern mich an die schroffen Flanken des Karwendelgebirges. Und davor der kristallklare Hochgebirgssee, das ist definitiv etwas für Landschaftsfotografen!
Ich trete ein und freue mich einfach nur darüber, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Neben mir sind nur noch drei weitere Übernachtungsgäste auf der Hütte. Drei eifrige Dozenten der Uni Innsbruck, die hier eine geologische Kartierübung vorbereiten. Während dem Abendessen bekomme ich also die einmalige Gelegenheit mein geowissenschaftliches Interesse wiederzufinden und ein wenig in Erinnerungen an meine damaligen Hochgebirgsexkursionen zu schwelgen.
Das Knödeltrio und die ordentliche Portion Salat lassen mich meine heutigen Strapazen schnell vergessen. Als wenn das noch nicht reichen würde, habe ich auch noch das Lager für einen Zehner komplett für mich allein.
Der Lasörling Höhenweg macht’s möglich!
5. Etappe: Über den Bachlenkenkopf zurück nach St. Jakob (➚ 200, ➘ 1400)
Mein Wecker klingelt um 5:45 Uhr. Es mal wieder wolkenlos und sternenklar. Zeit aufzustehen.
Ein letztes Mal will ich mir den Sonnenaufgang anschauen. Ich schmeiße mich in meine Daunenjacke und hänge mir die Kameratasche um, zwei weitere Objektive in den Händen haltend.
Zum Gipfel des Backlenkenkopf (2759 m) ist es nur eine halbe Stunde. Ich bin froh, dass die Gipfel um mich herum bereits im goldenen Licht erstrahlen. Denn lang halte ich es hier nicht aus. Es ist so zapfig kalt, dass ich kaum die Kamera bedienen kann.
Aber das gewaltige Panorama ist es einfach immer wieder wert.
Eine halbe Stunde später, und ich bin schon wieder unten. So sollte jeder Tag beginnen.
Auch wenn das Frühstücksbuffet bereits auf mich wartet, lege ich noch einen kleinen Abstecher ein, um noch einen schönen Shot von der Hütte zu bekommen.
Der See und dahinter die morgendlich beleuchtete Wand. Das sieht schon spektakulär aus.
Ein wunderschöner Abstieg nach St. Jakob wartet auf mich.
Gestern hatte ich meine weitere Route dann doch nochmal spontan etwas angepasst. Anstatt dem offiziellen Lasörling Höhenweg über die Clarahütte (2038 m) und Pebellalm (1520 m) zum Parkplatz Ströden ins Virgental zurück zu folgen, möchte ich in das nächst südlichere Tal (Defereggental) nach St. Jakob (1380 m) absteigen. Durch eine glückliche Fügung habe ich nämlich die Möglichkeit von Bruneck direkt nach München mitgenommen zu werden. Ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann.
Der äußerst abwechslungsreiche Abstieg macht mir den Abschied alles andere als leicht. Schroffe Wände, sanfte Wiesenhänge, und ein Fluss als ständiger Begleiter. Besonders idyllisch liegt auf halber Strecke die Jausenstation Trojer Alm (1810 m), die zum Verweilen einlädt. Für ein paar Minuten beobachte ich einige Murmeltiere, die unweit von mir in der Sonne liegen. Die größten, die ich vermutlich je gesehen habe. Vollgefressen und bereit, um endlich in den wohlverdienten Winterschlaf abzutreten.
Um 11 Uhr erreiche ich St. Jakob. Mein Lasörling Höhenweg ist damit offiziell beendet.
Kurz nachdem ich es mir mit erhobenem Daumen auf einem der Bankerl an der Hauptstraße gemütlich gemacht habe, bremst ein weißer Kleinwagen und eine nette Einheimische nimmt mich mit zum Staller Sattel (2059 m). In einem letzten Kraftakt steige ich dann noch einmal knappe 400 Höhenmeter zum Antholzer See (1642 m) ab, wo ich direkt den Bus erwische, der mich nach Bruneck bringt…
Und so endet mein Trip.
Das war mein Erfahrungsbericht vom Lasörling Höhenweg. Ich hoffe er hat dir gefallen!
Vielleicht konnte ich dich sogar ein wenig dazu animieren, dieses doch noch recht unbekannte Fleckchen der Alpen selbst auszukundschaften. Besonders die letzte Etappe kann ich absolut jedem für ein schönes und abwechslungsreiches Wochenende in den Bergen wärmstens empfehlen.
Solltest du noch mehr Einzelheiten wissen wollen, kannst du meine Route durch die Lasörlinggruppe auch hier bei komoot noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Hast du Fragen zur Route oder meiner Ausrüstung?
Bist du den Lasörling Höhenweg vielleicht selbst schon mal gegangen oder kurz davor es zu versuchen?
Dann hinterlasse mir auf jeden Fall ein Kommentar. Ich freue mich!
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