Als wenn die gestrige Tour in Sachen Anspruch noch nicht gereicht hätte, fällt Tobi und mir nichts besseres ein, als noch einen drauf zu packen und die überaus anspruchsvolle Überschreitung der Hackenköpfe ins Visier zu nehmen.
Ein weiterer Tag im Wilden Kaiser. Ein weiterer Sundowner in atemberaubender Kulisse!
Hier geht’s nochmal zu Teil 1: Regalpwand (2227 m) von Ellmau aus.
Die Eckdaten der Überschreitung der Hackenköpfe in aller Kürze:
Gipfel: Scheffauer (2111 m), Hackenköpfe (max. 2119 m), Wiesberg (1998 m)
Anspruch: T6, II (Stellen), konditionell und technisch schwierige Bergtour
Startpunkt: Gasthof Bärnstatt (918 m), Scheffau am Wilden Kaiser
Länge & Höhenmeter: 12,6 km, 1372 HM im Auf- und Abstieg
Einkehr: Steiner Hochalm(1257 m), Kaiser Hochalm (1417 m)
“Starten, wo andere am Ziel sind – am Scheffauer”, so wunderbar passend formuliert es der Bergführer von Stephan Baur und Thomas Otto. Eine weitere Tour aus dem Buch, ein weiterer alpiner Klassiker im guten Fels bis zum II. Schwierigkeitsgrad.
Die Besteigung des Scheffauers ist eine der bekanntesten und beliebtesten Touren im Kaisergebiet. Und tatsächlich ist es so, dass die meisten Gipfelaspiranten gar nicht ahnen, dass die klassische Überschreitung der Hackenköpfe genau hier losgeht. Genauer gesagt an einem kleinen Sattel unweit vom Gipfelkreuz, bei dem in nördlicher Richtung der Widauer-Klettersteig abzweigt.
Da im Internet vieles zur Tour auf den Scheffauer zu finden ist (zum Beispiel hier), werde ich hier, etwa 1200 Höhenmeter später, entsprechend abkürzen und direkt mit dem Einstieg in die Überschreitung beginnen.
Und nun zur Tour:
Als der Sattel also erreicht ist, steigen wir nach einer kurzen Verschnaufpause, wenige Meter in nördlicher Richtung ab und folgenden dann ein paar unauffälligen Steinmandln bis zu einem felsigen Aufschwung, eine etwa 6 m hohe Wand, II, die vermutlich bereits den ein oder anderen vom weiteren Vorhaben abgehalten hat. Die Schlüsselstelle der gesamten Tour. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Und diese Stelle ist auch der Grund, warum die Überschreitung der Hackenköpfe von West nach Ost erfolgen sollte. Sehr ungern würde auch ich eine derartige Stelle im Abstieg überwinden wollen.
Nachdem die Schlüsselstelle überwunden ist (und Tobi in seinem vorletzten Zug für ein Foto herhalten musste), schlängelt sich der schwach erkennbare Pfad zunächst recht einfach auf den Westlichen Hackenkopf (2125 m) empor.
Besonders im ersten Abschnitt ist neben Schwindelfreiheit und Trittsicherheit auch eine ordentliche Portion Orientierungsvermögen von Nöten, um im sehr spärlich markierten alpinen Gelände stets den einfachsten Weg zu finden und sich nicht irgendwo zu verrennen. Trittsicherheit ist insbesondere bei den vielen schmalen Graten (siehe Bild oben) gefragt, die bei Nässe oder Altschnee schnell unangenehm bis gefährlich werden können.
Sehr viel Spaß machen die vielen kleinen bis mittleren Aufschwünge, oft I bis max. II-, die uns über die gesamte Strecke begleiten.
Überaus abwechslungsreich geht es weiter.
Manche Stellen einfacher über grasige Abschnitte, manche Stellen deutlich unangenehmer, da ausgesetzt und teils mit Altschnee bedeckt.
Ein kurzer Rückblick zum Westlichen Hackenkopf und den Scheffauer verrät wie viel der Strecke bereits tatsächlich geschafft ist.
Und es zieht sich schon jetzt, noch nicht einmal die Hälfte ist geschafft. Die Kondition schwindet und die Sonne taucht die alpine Landschaft um uns herum bereits in ein goldenes Licht. So viel Zeit wie gestern dürfen wir uns heute nicht mehr lassen.
Nichtsdestotrotz werden die Highlights kurz fotografisch festgehalten. So etwas macht man schließlich nicht jeden Tag.
Nach dem Mittleren Hackenkopf (2119 m) wird das Gelände gefühlt etwas einfacher, die Gehpassagen werden länger. Das Ende der Tour ist in Sicht. Der Östliche Hackenkopf ist mit seinen 2030 m der niedrigste der Hackenköpfe und vom Wiesberg (1998 m), dem offiziellen Ende der Überschreitung nicht mehr allzu weit entfernt.
Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erreichen wir einen weitreichenden Wiesenkessel. Hier gönnen wir uns heute das erste Mal eine ordentliche Brotzeit und verdauen das Erlebte. Mächtig war das!
Der anfangs steile, dann einfache Wiesbergsteig, der uns hinab zur Kaiser Hochalm führt, ist nur noch wenige Minuten entfernt.
Und wieder geht ein ereignisreicher Tag im Kaisergebiet zu Ende.
Welche Tour von beiden mir letztendlich besser gefallen hat, ist schwierig zu sagen. Ich denke aber die gestrige Tour auf die Regalpwand. Die Überschreitung der Hackenköpfe war jedoch insgesamt deutlich intensiver und konditionell fordernder.
Wie sieht’s bei dir aus? Auch Lust auf die Überschreitung bekommen?
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Wie wärs zum Beispiel mit der legendären Watzmannüberschreitung?
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