Die Drei Zinnen sind das Wahrzeichen der Südtiroler Dolomiten schlechthin.
Wer würde da nicht gerne in der Aussichtsloge Nummer 1 Platz nehmen wollen? Noch dazu mit einem unglaublich abwechslungsreichen und spannenden Aufstieg? Das kann definitiv nur der Paternkofel! Ein derart einmaliges Bergpanorama bekommt der ambitionierte Hobbybergsportler wirklich selten geboten.
So liegt es nahe, dass wir uns Ende Oktober erneut (mehr Bilder zur damaligen Tour gibt’s hier) zur Dreizinnenhütte aufmachen, von wo letztendlich der Schlussspurt durch die geschichtsträchtige Tunnelgalerie und den aussichtsreichen Innerkofler-Klettersteig auf den zerfurchten Paternkofel beginnt.
Die Eckdaten der Tour auf den Paternkofel in aller Kürze:
Gipfel: Paternkofel (2744 m) über Innerkofler-Klettersteig
Länge & Höhenmeter: 17,0 km, 1290 HM im Auf- und Abstieg
Anspruch: T4+, max. B/C, I, konditionell & technisch anspruchsvolle Bergtour
Startpunkt: Parkplatz am Hotel Dolomitenhof (1454 m), Eingang Fischleintal b. Sexten
Einkehr: Talschlusshütte (1548 m), Dreizinnenhütte (2405 m)
Dieses Mal entscheiden wir uns, unsere Tour nicht von der Auronzohütte zu starten, sondern parken unser Auto ganz entspannt abseits der großen Menschenmassen auf dem Parkplatz beim Hotel Dolomitenhof am Eingang des Fischleintals bei Sexten.
Früh morgens machen Moni, mein Papa und ich (der Rest der Family hatte leider ein Date mit dem Spa-Bereich unseres Hotels) uns auf den Weg durch das wunderschöne, spätherbstlich vergoldete Tal zur Talschlusshütte, unserem ersten heutigen Wegpunkt. Noch ist es wie zu erwarten war unangenehm frisch im Schatten der mächtigen Felswände um uns herum. Die letzten Nächte hatte es bereits deutliche Minusgrade und das merkt man nicht nur am zugefroren Landrobach, dem wir durch das Altensteiner Tal bergan unauffällig durch die lichter werdenden Bäume folgen.
Umso größer unsere Freude als wir am ersten Hochplateau endlich die langersehnten Sonnenstrahlen auf unserer Haut spüren. Und nicht nur das. Als die Sonnenstrahlen die Szenerie um uns herum erleuchten, kann ich nicht anders, als meine Cam herauszuholen und eine ordentliche Fotosession einzulegen.
Darum liebe ich die Dolomiten so sehr.
Egal wo man ist, die Bilder werden einfach immer eindrucksvoll.
Von nun an beginnt sich das Gelände deutlich zurückzulehnen und wir können bereits die Dreizinnenhütte erkennen. Vorher jedoch erwarten uns die strahlend blauen Bödenseen. Und tatsächlich, wenige Schritte später stehen wir am Ufer des unteren der beiden Seen, der uns mit seiner Farbe magisch anzuziehen scheint.
Die traumhafte Ruhe, die uns drei bisher umgeben hatte, ist schlagartig vorbei als wir die (bereits geschlossene) Dreizinnenhütte erreichen und das erste Mal einen richtigen Blick auf die berüchtigten Drei Zinnen werfen können. Zahllose umherwuselnde Menschen in für diese Jahreszeit fragwürdiger Kleidung bemühen sich trotz mittlerweile stärker werdendem Wind und merklich zuziehenden Wolken um glanzvolle Instagram-Bilder.
Moni und mein Vater entscheiden sich, hier umzudrehen. Den weiteren Weg zum Gipfel des Paternkofels werde ich alleine antreten.
Ich muss gestehen, als ich alleine, die Menschenmassen hinter mir lassend, lediglich mit meiner Handytaschenlampe bewaffnet in die stockdunkle Tunnelgalerie eintauche, wird es mir zum ersten Mal heute richtig mulmig zumute.
Im gebückten Gang beeile ich mich zusehends.
So schnell wie möglich möchte ich aus diesem Stollen raus sein. Was die Menschen damals alles aushalten mussten, einfach schrecklich ist das.
400 Meter und eine gefühlte Ewigkeit später schalte ich mein Handy aus und atme endlich wieder frische Luft ein. Das war definitiv meine persönliche Schlüsselstelle.
Der Klettersteig startet direkt rechts neben mir mit einem Aufschwung, A/B (hier gibt’s die Topo). Ich lege mein Klettersteigset an und schwinge mich in die Seile. Ohne dass es wirklich schwierig wird, steige ich Aufschwung um Aufschwung empor. Die Verhältnisse sind trotz der vereinzelten Altschneereste hervorragend. Der Fels ist trocken, fest und griffig.
Schnell ist die Gamsscharte auf etwa 2650 m erreicht. Der Blick zurück in die nordseitige Wand verrät mir, was ich schon alles geschafft habe und was mich noch fieses erwarten wird, wenn es tatsächlich bald regnen sollte. Bei Nässe möchte ich mir ungern absteigen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause greife ich den letzten und schwierigsten Abschnitt (eine Stelle B/C) des Klettersteigs an. Diese befindet sich ungefähr bei der Steilstufe, wo die beiden Menschen rechts im nächsten Bild zu sehen sind. Ein wenig Klettersteigerfahrung sollte man hierfür schon haben.
Ich muss sagen, ich bin mit der Stelle bestens bedient.
Nach dieser Passage geht es vergleichsweise einfach über schuttiges, aber flaches Gelände bis zum Gipfel. Lediglich zwei kurze Aufschwünge, I, verlangen ein wenig Handeinsatz.
Als ich das Gipfelkreuz endlich erreiche, bin ich einfach nur glücklich und stolz, diese Tour, die ich mir schon so lange vorgenommen hatte, tatsächlich sogar dieses Jahr noch durchgezogen zu haben.
Ein unglaubliches Panorama wartet bereits darauf abgelichtet zu werden. Nicht umsonst ist der Paternkofel so berühmt.
Ich bin nicht nur vom Anblick der Drei Zinnen fasziniert.
Auch die Tiefblicke zurück ins Altensteiner und Fischleintal sind wahnsinnig detailreich und schön. Die Sonne gibt noch einmal alles, um die vom herannahenden Winter geprägte Landschaft zu verzaubern.
Ohne längere Verschnaufpausen steige ich wieder ab. Auch bergab erweist sich der Klettersteig als wirklich gut machbar. Einhängen musste ich mich ab der Schlüsselstelle oben nicht mehr.
Nun nochmal der Stollen. Und vorbei am Frankfurter Würstel (übrigens besonders witzig auch auf italienisch: Salsiccia di Francoforte). Dann ist’s geschafft und ein entspannter Weg zurück ins Tal erwartet mich.
Wobei, eine Sache fällt mir bei der Dreizinnenhütte noch ein: Ich möchte auch noch so ein Bild aus den Höhlen unterhalb des Sextener Steins haben. Wer auf Instagram aktiv ist, wird diesen Blick auf den Paternkofel und die Drei Zinnen kennen. Und tatsächlich, das Bild bringt es sogar zum Titelbild des Artikels.
Auch die Bödenseen zeigen sich im goldenen Abendlicht noch einmal von ihrer besten Seite.
Eine knappe Stunde später springe ich ins Auto und fahre zurück zum Hotel.
Jetzt kann der Wellnessbereich von mir aus kommen!