Freut mich, dass du es bis hierhin geschafft hast!
Du weißt bereits, welche Ausrüstung du benötigst, um in der Wildnis erholsame Nächte zu verbringen und wie du dich der geplanten Tour entsprechend kleidest. Auch die Verpflegung auf Tour ist kein unbekanntes Terrain mehr für dich.
Du hast noch nicht genug? Bestens!
In diesem Artikel wirst du das Wichtigste über die Wahl deines Trekkingrucksacks und deiner Trekkingstöcke sowie über ein paar andere Dinge erfahren, die dir das Zurechtkommen im unwegsamen Gelände erleichtern.
Stichwort: Navigation.
Genau das ist es, was klassisches Trekking ausmacht. Und genau das ist es, was man hier im Alpenraum so gut wie nicht mehr wirklich erleben kann!
1. Darauf solltest du beim Kauf deines Rucksacks achten
Du wirst ihn lieben, du wirst ihn hassen. Der letzte der Big Four, wenn es um Gewicht geht, ist dein Rucksack.
Jeder weiß, dass ein schlecht sitzender Rucksack früher oder später richtig lästig werden kann. Wenn ich zurückdenke an meinen ersten Trekkingrucksack, kann ich nur den Kopf schütteln. Damals günstig im Internet gekauft, und natürlich vorher nicht anprobiert, ging es soweit, dass ich meine geplante Tour vorzeitig beenden musste. Die physische und psychische Belastung, dieses Ding zu schleppen, war mir einfach zu hoch.
Deshalb, scheue niemals den Besuch des Outdoorausrüsters deines Vertrauens und nimm dir wenigstens eine Stunde Zeit für deine Anprobe.
Hier ein paar Hinweise, wie du dabei vorgehen solltest:
- Lege dir deinen Trekkingrucksack erst zu, wenn die Planung deiner Tour abgeschlossen ist.
- Probiere Rucksäcke nur mit Gewichten, die denen entsprechen, die du auf deiner Tour auch erwartest. Alles andere bringt rein gar nichts.
- Schultere locker den Rucksack, schließe den Beckengurt und ziehe ordentlich an. Das Ding muss fest sitzen. Die Hüftflossen sollten dabei deine Beckenknochen vollständig umschließen. Ziehe erst dann die Schulterriemen und danach die hinteren Lastenkontrollriemen an. So ist der richtige Sitz garantiert.
- Ist es nicht möglich, die Hüftflossen auf Höhe deiner Beckenknochen zu bringen, variiere die Rückenlänge des Rucksacks. Dies ist bei so gut wie allen Modellen möglich, auch wenn sich die zugrundeliegenden Mechanismen deutlich unterscheiden.
- Probiere Rucksäcke verschiedener Hersteller, auch wenn du eigentlich einen bevorzugst. Deuter ist hier ein klassisches Beispiel. Deuter ist der Liebling der Deutschen schlechthin.
- Du merkst sofort, wenn dir ein Rucksack wirklich passt. Trotz 20 Kilo am Rücken wird es sich fabelhaft anfühlen. Und das meine ich ernst.
Abgesehen von der reinen Passform können auch folgende Faktoren ausschlaggebend sein:
- Du bist Anfänger und eine Woche völlig autark unterwegs? Dann kannst du mit einem Volumen von etwa 65-75 Litern rechnen. Hast du bereits Erfahrungen gesammelt und deine Ausrüstung auf möglichst kleines Packmaß getrimmt, kannst du von 55-65 Litern ausgehen.
- Das Eigengewicht des Rucksacks hängt in den allermeisten Fällen direkt mit seiner Robustheit zusammen. Leichtere, aber trotzdem sehr angenehm gepolsterte Modelle wie der Osprey Aether AG 70* (2,33 kg) sind daher nicht unbedingt die beste Wahl, wenn du vorhast, dich durch dichte Vegetation zu schlagen. Hier sind robuste Modelle wie ein Fjällräven Kajka 75* (3,30 kg) deutlich langlebiger.
- Oft weist ein höherer Nylonanteil im Gewebe auf höhere Robustheit hin. Das G-1000 Gewebe von Fjällräven ist durch seine spezielle Webart von Haus aus sehr widerstandsfähig. Daher bietet es sich auch hervorragend als äußere Bekleidungsschicht an.
- Modelle von Deuter sind meistens hervorragende Allrounder. Ich habe mich für meinen letzten einwöchigen Trek zu Norwegens Hjørundfjord für den Deuter Aircontact 55+10* entschieden. Trotz kompletter Fotoausrüstung habe ich dort alles unterbekommen. Materialschlaufen sollten auf jeden Fall vorhanden sein.
- Ein angedeuteter Netzrücken kann in wärmeren Gegenden aufgrund der besseren Rückenventilation durchaus von Vorteil sein. Allerdings sollte man Bedenken, dass bei solchen Modellen der Schwerpunkt stets weiter vom Körper entfernt ist als bei Kontaktrückenmodellen.
Alle anderen Features wie Farbe und Form, Schlafsackfach, Frontöffnung, seitliche Kompressionsriemen, verstärkte Riemenschnallen oder Trinkhalterungen sollten die letztendliche Entscheidung keinesfalls beeinflussen!
2. Das sollten deine Trekkingstöcke leisten
Im unwegsamen Gelände sind sie völlig unverzichtbar.
Ich muss zugeben, dass ich vor meinem ersten Trek nie etwas mit diesen Dingern anfangen konnte. Vor allem bei anspruchsvolleren Touren sind sie mir immer nur im Weg umgegangen, sodass ich ursprünglich ernsthaft überlegt hatte, sie nicht nach Nordnorwegen mitzunehmen.
Aber: alleine für das Furten der Bäche sind sie goldwert. Auch generell helfen sie einem ungemein das Gleichgewicht zu halten, selbst in sanftem Gelände. Sie entlasten einfach auf voller Breite, und niemand sollte sich meines Erachtens deren Anschaffungskosten sparen.
Im Großen und Ganzen sind die Merkmale der Trekkingstöcke selbsterklärend.
Zwei Punkte möchte ich trotzdem kurz beleuchten:
- Natürlich sind Packmaß und Gewicht der Stöcke für das Trekking generell nicht komplett zu vernachlässigende Faktoren, dennoch bezweifle ich stark, dass diese den Mehrpreis wirklich wert sind. Leichte Stöcke sind vor allem für Speedhiker interessant, besonders klein faltbare Stöcke vor allem für Leute, die oft nur mit Handgepäck reisen.
- Was ich jedoch für lange Touren für überaus relevant halte, sind Griffe aus Kork. Sie sind schweißabsorbierend, vibrationsdämpfend und es dauert wesentlich länger, bis man sich Blasen an den Händen holt. Ich habe es ausprobiert und das Gefühl ist wunderbar. Mein Kauftipp: Khumbu Lite* Trekkingstöcke von Leki.
3. Das brauchst du für’s Navigieren in der Wildnis
Für mich ist es das Navigieren im weglosen Gelände, was mich am Trekking so reizt. Die grenzenlose Freiheit, die man dabei verspürt, ist einfach unglaublich.
Und das beste daran: man braucht dazu fast keine Hilfsmittel!
Ein kleiner Kompass und eine Karte im Maßstab von mindestens 1:50.000 reicht dabei schon völlig aus, auch wenn der Trend derzeit zu immer teureren hochauflösenden GPS-Geräten mit Karten- und Trackingfunktion geht. Mir zumindest wäre es das Geld und das Zusatzgewicht (Ersatzbatterien!) nicht wert.
Was allerdings durchaus seine Daseinsberechtigung hat, sind GPS-Geräte mit Notfallfunktion, wie das SPOT – Gen 3*, insbesondere, wenn man alleine auf Tour ist. Leider kommt zu dem happigen Grundpreis auch noch ein jährlicher Beitrag zur Nutzung des Satellitenservices von etwa 150-200 Euro (je nach Tarif) hinzu, sodass man sich den Kauf schon sehr gut überlegen sollte. Wirkliche Alternativen gibt es aufgrund des derzeit fehlenden Wettbewerbs kaum.
Praktisch für die grobe Orientierung sind einfache, teils kostengünstige Barometeruhren, damit du jederzeit darüber im Klaren bist, auf welcher Höhe du dich befindest. Relevant ist das vor allem beim gipfelorientierten Trekking. Empfehlen kann ich die Uhren vom finnischen Hersteller Suunto*, die sehen schick aus, lassen sich hervorragend bedienen und sind nahezu unkaputtbar.
Dass eine ordentliche Stirnlampe mit möglichst langer Betriebszeit auf jeden Fall mit in den Rucksack gehört, muss ich hoffentlich nicht weiter ausführen.
Abschließend von mir noch zwei praktische Tipps zum Kartenmaterial:
- Zusätzlich zur Karte aus Papier ist es immer sinnvoll sich entsprechendes Kartenmaterial auch in digitaler Form zu beschaffen. Für Norwegen gibt es beispielsweise die Website & App ut.no, mit der man sich auch mal schnell mit Handy-GPS anzeigen lassen kann, wo man sich in etwa befindet. Erfahrungsgemäß siegt beim Trekking oft die Faulheit und man will die Karte ja schließlich nicht jedes Mal umständlich aus dem Rucksack kramen.
- Ich schneide den Teil meiner Tourkarte, den ich auch wirklich brauche, immer zurecht. In etwa DIN A4 große Einzelblätter, die ich anschließend laminiere. Oft genug in der Vergangenheit sind mir Karten zerrissen oder durch Regen völlig aufgeweicht worden. So etwas sollte definitiv nicht passieren!
4. Eine Gegenüberstellung von Pro & Contra zur Daypack-Problematik
Der Gegenstand, über den ich mit Abstand am längsten nachgedacht habe, ist der Daypack. Je nach Auslegung der Tour macht er mal weniger und mal mehr Sinn.
Pro:
- Für anspruchsvolle Gipfelbesteigungen ist man nicht auf seinen großen Rucksack angewiesen. Man bewegt sich unbeschwert. Ein enormer Vorteil. Schon oft konnte ich Gipfel nicht mitnehmen, die mich eigentlich gereizt hätten. Mit 20 Kilo am Rücken ist es manchmal einfach unmöglich.
- Auch wenn man es eigentlich nicht plant, kommt es vor, dass man durchaus eine oder mehrere Nächte auf einem Zeltplatz, in einer Berghütte oder sogar einem Hostel verbringt. Niemand will dann untertags mit dem Trekkingrucksack losziehen.
- Man ist mit einem Tagesrucksack deutlich motivierter, noch kleine Abstecher in Kauf zu nehmen, beispielsweise für Sonnenaufgangs- oder Sonnenuntergangsshootings.
Contra:
- Auch klein faltbare Daypacks, wie beispielsweise der Tatonka Squeezy* (ca. 0,2 kg), erzeugen zusätzlichen Ballast und nehmen ordentlich Stauraum im Rucksack weg. Und das über die gesamte Zeit der Tour.
- Erst steifere und somit schwerere Tagesrucksäcke sind aber wirklich angenehm zu tragen. Der Deuter Speed Lite 12* ist so ein Kandidat, bei wirklich sehr geringem Gewicht (ca. 0,4 kg), aber natürlich deutlich größerem Volumen. Die Befestigung außen am Trekkingrucksack ist hier die einzige Möglichkeit.
- Es fallen wieder zusätzliche Kosten an für einen Gegenstand, den man womöglich kaum auf seiner Tour braucht.
Eine klare Empfehlung kann ich in diesem Fall nicht geben.
5. Fazit zu Rucksack, Stöcken und der Navigation im Gelände
In diesem Artikel hast du einiges über die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für das Zurechtkommen im unwegsamen Gelände erfahren. Letztendlich kann ich dir mit meinen Ausführungen nur eine Hand voll Infos mit auf den Weg geben, die für mich und meine Touren bisher relevant gewesen sind.
Betonen möchte ich vor allem aber noch einmal eines:
Der Rucksack ist einer der wenigen Gegenstände, mit dem man sich wirklich ausgiebig beschäftigen sollte!
Ich freue mich wie immer auf deinen Kommentar.
[Weiter zu Teil 5: Hygiene auf Tour]
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