Auf einer anspruchsvollen Tour werden höchste Anforderungen an deine Ausrüstung gestellt. Das gilt natürlich auch für deine Bekleidung.
Funktionalität ist dabei das A und O.
Das heißt konkret: Outdoor-Bekleidung muss robust, leicht, schnelltrocknend, atmungsaktiv, temperaturregulierend und wenn möglich weitestgehend geruchsneutral sein. Außerdem muss sie dich bei widrigsten Wetterbedingungen warm und trocken halten. Ohne Ausnahme.
Wenn man die „Regeln“ des Zwiebelprinzips (Layering) beherzigt, unterscheidet man in diesem Zusammenhang zwischen drei verschiedenen Schichten:
- Die unterste Schicht, die direkt auf der Haut getragen wird, wird als Baselayer bezeichnet. Der Baselayer sollte beim Laufen für ein angenehmes Körperklima sorgen. Effizienterweise leitet er Feuchtigkeit vom Körper ab und hält ihn so trocken.
- Die mittlere Schicht, die Isolationsschicht oder auch Midlayer, ist dafür da, dich der Temperatur entsprechend zu wärmen. Der Midlayer sollte somit den höchsten Wärmerückhalt gewähren.
- Die oberste Schicht, oft auch als Witterungsschicht oder auch Outerlayer bezeichnet, schützt dich vor den Elementen. Der Outerlayer ist idealerweise äußerst robust, winddicht und je nach Bedingungen wasserabweisend oder wasserdicht.
1. So sorgt der Baselayer für ein optimales Wohlbefinden auf Tour
Oft wirst du vor der Frage stehen, ob sich als Baselayer-Material die Kunstfaser oder doch die gute alte Merino-Wolle besser für die geplante Unternehmung eignet.
Diese Überlegungen erübrigen sich im Falle einer mehrwöchigen Trekkingtour. Denn abgesehen davon, dass es sich – auch auf Dauer – wirklich angenehm trägt, ist die Geruchsneutralität von einer Naturfaser wie Wolle einfach unübertroffen. Auf Tour hast du meistens nicht den Luxus, deine Sachen ordentlich waschen (und trocknen) zu können.
Einen Haken gibt es aber. Wenn du mit wirklich schwerem Gepäck unterwegs bist musst du dich damit abfinden können, dass sich der Stoff an besonders beanspruchten Stellen ausdünnen wird. Vor allem im Schulterbereich, am unteren Rücken und natürlich ganz klassisch im Bereich der Beckengurtschnalle kann schnell ein kleines Loch entstehen. Das wirst du kaum vermeiden können.
Du hast dich trotzdem für Merino entschieden? Bestens, dann lies direkt weiter.
Am besten lässt sich Bekleidung aus Merino-Wolle kombinieren, wenn du dir zwei bis drei Shirts in verschiedenen Fadenstärken holst.
Üblicherweise werden ja immer gewisse Temperaturschwankungen erwartet, die irgendwie mit der vorhandenen Bekleidung abgedeckt werden müssen. Für mildere Tage rate ich dir dazu, ein leichtes (Fadenstärke: 150 gr/m²) und funktionelles (12% Nylon und 5% Elasthan im Kern) Shirt wie das Icebreaker Anatomica ShortSleeve Crewe* mitzunehmen. Denn auch wenn Wolle für ein hervorragendes Feuchtigkeitsmanagement sorgt, ist es bei schweißtreibenden Aktivitäten schon fast zu warm. Nur nochmal zum Verständnis: zum Joggen sollte niemand ein Merino-Shirt anziehen!
Zum Kombinieren bietet sich mit einer mittleren Fadenstärke von 200 gr/m² ein Icebreaker Oasis LongSleeve Crewe* an. Diese beiden Shirts ergänzen sich super und lassen sich bei so gut wie allen „normalen“ Bedingungen angenehm tragen.
Wenn es auch mal kälter werden kann, bietet sich als lange Unterhose beispielsweise die Oasis Leggings* von Icebreaker an. Bei 200 gr/m² ist das ein guter Kompromiss. Die 200-er Oasis-Kombi eignet sich übrigens hervorragend als Schlafanzug für die Nacht im Schlafsack.
Auch Boxershorts (Icebreaker Anatomica Boxers*) und Socken (Smartwool Phd OD UL Crew*) gibt es aus geruchsneutraler Merino-Wolle. Mit jeweils vier Stück bin ich bei meiner damaligen Nordnorwegen-Trekkingtour knappe zwei Wochen sehr gut zurecht gekommen. Das spart ordentlich Platz im Rucksack!
2. Einige Überlegungen zur Wahl deines Midlayers
Als Isolationsschicht (oder auch Midlayer) bieten sich die verschiedensten Materialien an.
Das sind die vier gängigsten Möglichkeiten bei der Oberbekleidung:
- der klassische Wollpulli nach altbewährter norwegischer Art,
- die leichte Daunenjacke,
- die robuste Füllfaserjacke,
- sowie die Allrounder-Jacke mit MerinoLoft Füllung.
Und noch einmal in ausführlicher Form:
- Ein Pullover aus 100% Wolle, wie etwa der Bergans Ulriken Jumper*, ist erstaunlich warm und sehr flexibel. Mit Samthandschuhen musst du ihn auch nicht anfassen – so ein Pulli ist robust und macht einfach alles mit. Unter einer Hardshell und über einer geeigneten Kombi an Baselayern aus Merino trägt er sich wirklich hervorragend, die Temperaturregulierung ist einzigartig. Jedoch bietet er dir ohne einer zusätzlichen Außenschicht absolut keinen Schutz gegen Wind. Was manchmal ärgerlich sein kann, wenn man oft in Küstennähe oder hochalpin unterwegs ist und nicht rund um die Uhr die Hardshell tragen will. Mit über 600 Gramm ist er außerdem sehr schwer und sein Packvolumen vergleichsweise groß.
- Eine der derzeit angesagtesten Daunenjacken für anspruchsvolle Aktivitäten ist sicherlich die Cerium LT* von Arc’teryx. Sie ist mit unter 300 Gramm ultraleicht, ihr Packmaß überragend. Zudem bietet sie dir – entsprechend ihrer ausgezeichneten Daunenqualität (850+ cuin) – die höchste Wärmeleistung der vier vorgestellten Varianten. Komplett winddicht ist sie allerdings nicht. Abgesehen von den hohen Anschaffungskosten hat sie noch zwei weitere Nachteile. Sobald es über eine längere Zeit feucht ist, wird die Daune nach und nach ihre Wärmeleistung einbüßen. Das altbekannte Problem der Daune. Trotz ihrer strategisch platzierten synthetischen Einsätze wird ähnliches passieren, wenn sie von innen heraus zu viel Feuchtigkeit zieht. Wegen ihrem zarten Außenmaterial und Reißverschluss ist die Jacke außerdem recht anfällig gegenüber mechanischer Beanspruchung, sodass man immer sehr behutsam mit ihr umgehen muss.
- Die dritte Option ist die sogenannte Füllfaserjacke. Sie kann – anstatt mit Daune oder Wolle – mit synthetischer Füllung aufwarten. PrimaLoft ist hier das Zauberwort. Das Material ist warm, atmungsaktiv, robust und weitaus weniger anfällig gegen Feuchtigkeit als Daune. Tatsächlich ist das Gewicht und Packvolumen aber immer noch etwas größer, sodass man (wie immer) einen Kompromiss eingehen muss. Wie so oft hat Arc’teryx mit dem Atom AR Hoody* ein erstklassiges Produkt auf den Markt gebracht, welches ich für das klassische Trekking uneingeschränkt empfehlen kann. Das neuartige Isolationsmaterial „CoreLoft“ der gefütterten Kapuzenjacke ist bei gleicher Wärmeleistung für Synthetik extrem klein komprimierbar und setzt somit neue Maßstäbe. Da sie zudem stark wind- und wasserabweisende Eigenschaften hat, ist die etwa 500 Gramm schwere Jacke speziell für Küstenregionen und andere Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit bzw. Regenwahrscheinlichkeit sicherlich eine sehr gute Wahl.
- Auch eine (Merino-)Wollisolierung sorgt für wohlige Wärme. Sie stellt gewissermaßen das fehlende Bindeglied zwischen Synthetik und Daune dar, da sie zum einen etwas leichter ist als Synthetik und zum anderen etwas weniger anfällig gegen Feuchtigkeit als Daune. Ein guter Kompromiss. Eine der attraktivsten Jacken im Feld ist meiner Meinung nach die Icebreaker Hyperia Lite*, da sie sich mit etwas über 400 Gramm angenehm leicht und komfortabel trägt und dank „MerinoLoft“ ungewöhnlich warm ist. Die Temperaturregulierung ist fast so gut wie beim Woll-Pullover. Auch sie ist wind- und wasserabweisend.
Und auch die Trekkinghose zählt zur Isolation:
Sie muss jedoch nicht ganz so viel leisten. Eine gute Trekkinghose sollte einigermaßen vor Wind schützen, schnell trocknen, robust sein und einige Taschen haben für Kompass, Karte, Tempos und Taschenmesser.
Zu den beliebtesten zählen hier sicherlich die Hosen von Fjällräven. Ein guter Kandidat ist beispielsweise die Barents Pro Trousers*. Sie kann in puncto modernes Design mit einem lässigen, körperbetonten Schnitt und etwas tieferer Bundhöhe überzeugen. Durch die Verdopplung des ultrarobusten, windabweisenden G-1000 Materials im Kniebereich und am Gesäß bist du an den oft beanspruchten Stellen bestens geschützt.
3. Das gilt es beim Kauf deines Outerlayers zu beachten
Die Anschaffungskosten einer für das anspruchsvolle Trekking geeigneten Regenjacke (oder Hardshell) sind leider vergleichsweise hoch. Hier sollte man aber nicht am falschen Ende sparen. Eine robuste GoreTex ProShell-Jacke ist meiner Ansicht nach die einzige Option für die dauerhaften Belastungen, die ein schwerer Trekkingrucksack verursacht.
ProShell-Jacken werden aufgrund ihres Aufbaus auch als 3-Lagen-Jacken bezeichnet. Sie bestehen aus:
- einem extrem reißfesten Oberstoff (je höher der Denier-Wert, desto steifer fühlt sich die Jacke an und desto robuster ist sie),
- der atmungsaktiven GoreTex Membran, die Wasserdampf nach außen hin durchlässt, aber Wind und Regenwasser vollständig abhält,
- und dem weicheren Innenmaterial.
Die drei Schichten sind aufwendig miteinander verklebt und laminiert, sodass solche Jacken für gewöhnlich (das heißt, wenn man sie entsprechend pflegt) eine sehr, sehr lange Zeit halten können. Es ist und bleibt eine langfristige Investition.
Ein wahres Prachtexemplar ist die Shivling Jacket* von Mountain Equipment. Denn sie punktet neben ihren nochmals verstärkten Schulterpartien, dem geringen Gewicht (500 Gramm), einer helmtauglichen Kapuze und den beidseitigen Unterarmbelüftungen mit einem langen, körperbetonten Schnitt („Alpine-Fit“) und schönen Farben. Vor vielen Jahren habe ich mir einen ähnlich robusten Vorgänger der Lhotse zugelegt und den Kauf bis heute in keinster Weise bereut. Es ist einfach ein Muss für jeden Bergsportler und der mitunter wichtigste Bestandteil deiner Outdoor-Bekleidung!
Auch „normale“ GoreTex 3-Lagen-Jacken (wie etwa der deutlich günstigeren Mountain Equipment Odyssey Jacket*) sind übrigens sehr atmungsaktiv sowie wind- und wasserdicht. Sie können aber bei einem Rucksackgewicht von über 15 Kilo oder sehr häufigem Felskontakt schneller versagen als eine ProShell.
Auch die Regenhose fällt in den Bereich des Outerlayers:
Die Regenhose muss nicht unbedingt eine ProShell sein. Auch wenn es langfristig nicht schaden würde.
Eine beliebte Hose mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis ist die Berghaus PacLite Pants*. Ihr Stoff ist nicht typisch 3-lagig verarbeitet, sondern hat anstelle des Innenfutters eine schützende Polyester-Beschichtung, die direkt auf die GoreTex-Membran gesprüht wird. Das ist das sogenannte PacLite- oder 2,5-Lagen-System. Das macht die Hose günstiger, leichter und sogar noch ein klein wenig atmungsaktiver. Sie kommt somit auf etwa 200 Gramm, ist sehr klein verpackbar und wird mit separatem Netzbeutel geliefert. In Sachen Robustheit muss man bei ihr aber ganz klar Abstriche machen. Die Frage ist, ob das schlimm ist bei einer Hose, die nur im Notfall getragen wird. Ich denke nicht.
Schlussendlich sorgen die seitlichen Reißverschlüsse dafür, dass du deine Trekkingstiefel beim Überziehen der Hose nicht ausziehen musst. Zwei Knöpfe an den Hosenbeinen ermöglichen es dir, bei warmen Temperaturen die Reißverschlüsse zur optimalen Belüftung einfach komplett offen zu lassen.
4. Eigenschaften, die deine Trekkingstiefel besitzen sollten
Sie sind deine ständigen Begleiter auf Tour. Die Stiefel müssen dir passen, und sie müssen zum Terrain passen.
Generell empfehlen sich hohe, stabile Stiefel mit einer harten, unnachgiebigen Sohle. Für Gebiete, in denen häufig mit knöcheltiefem Matsch und Flussdurchquerungen zu rechnen ist, kann eine wasserdichte GoreTex-Membran im Futter hilfreich sein.
Ein guter Kandidat ist der Hanwag Ancash II GTX*. Der Ancash II kann mit einem sehr hohen Schaft, einer soliden Schnürung und einem gewachsten, hochwertigen Rindsleder aufwarten, welches im unteren Bereich von der Gummierung der Sohle großzügig ummantelt ist und dadurch entsprechend geschützt ist (sog. Geröllschutzrand). Das tiefe, abriebbeständige Profil der Laufsohle und die herausragende Stabilität im Schuh machen den Ancash II meines Erachtens zu einem „Top-Pick“ für wildes, wegloses Terrain und hochalpines Gelände.
Um es dir auch nicht zu leicht zu machen, sorgt der Schuh mit knapp 900 Gramm zusätzlich am Fuß für ordentliche Anstrengungen am Berg. Für Unternehmungen mit richtig schwerem Gepäck muss man allerdings in diesen sauren Apfel beißen.
5. Accessoires, die sinnvoll sein können
Mütze und Handschuhe sind so Kandidaten, die nicht immer mit müssen. Natürlich ist das immer vom erwarteten Wetter abhängig.
- An Mützen ist mir wichtig, dass sie nicht zu warm sind. Auch sollten sie zumindest windabweisend sein. Ich empfehle meistens Mützen mit GoreWindstopper, also mit winddichter Membran bei gleichzeitig hoher Atmungsaktivität. Die Sätila Fors WS* ist so ein Kandidat, die auch für den Spätherbst in Skandinavien noch warm genug ist.
- Zum Glück habe ich meinen absoluten Lieblingshandschuh bereits gefunden. Der Hestra Ergo Grip Active 5-finger* ist in Sachen Robustheit, Winddichtigkeit als auch Griffgefühl wirklich unübertroffen. Das großflächig verarbeitete Ziegenleder fühlt sich hervorragend an und bietet einen zuverlässigen Schutz gegen Wind und Wetter. Die Finger sind bereits stark vorgeformt und gekrümmt, sodass das permanente Greifen des Trekkingstocks nicht zur Belastung wird. Da ich ihn auch bereits bei meinen Skitouren in Lyngen des öfteren anhatte, kann ich bestätigen, dass er auch bei Minusgraden deine Hände ordentlich warm halten wird. Und das alles trotz einem erstaunlich geringen Gewicht von unter 150 Gramm!
Was könnte sonst noch in Frage kommen?
- Der multifunktionale Buff erfreut sich im Moment großer Beliebtheit. Klar kann man ihn als Schal, Stirnband oder auch als Kappe verwenden, aber so richtig überzeugen kann er mich in keinem der “Modi”. Nötig wird beispielsweise ein Thermal Wool Buff* nur, wenn man keine Isolationsschicht besitzt, die den Hals bis zum Kinn hoch genügend abdeckt und so vor Wind schützt. Andernfalls ist es meiner Meinung nach verschenkter Platz im Rucksack.
- Ähnlich kritisch stehe ich Schlappen bzw. leichten Wasserschuhen gegenüber. Das Furten mittelgroßer Bäche oder Flüsse wird einem mit Stöcken auch irgendwie Barfuß gelingen. Und auch sonst sehe ich keinerlei Vorteile, die ein Zusatzgewicht von mehreren hundert Gramm in irgendeiner Weise rechtfertigen. Abgegangen sind sie mir persönlich nie.
Fazit zur richtigen Bekleidung beim klassischen Trekking
Die Bekleidung ist eine Kategorie bei der man sicherlich nicht so viel Gewicht und Packvolumen einsparen kann, wie wir es bereits bei Zelt, Schlafsack und Isomatte gesehen haben. Trotzdem geht ein gelungenes Trekkingabenteuer Hand in Hand mit angenehmer, funktionaler Bekleidung, auf die man sich stets verlassen kann.
Gewisse Kleidungsstücke wie etwa die Hardshell-Jacke, ein ausreichend warmer Midlayer oder auch passende Stiefel sind wirklich extrem wichtig und hier sollte man definitiv nicht sparen.
Weder Geld noch Gewicht.
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[Weiter zu Teil 3: Ernährung auf Tour]
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