Und da ist er. Der dritte Teil unserer Nordlandsaga: Die letzte Etappe bis Å i Lofoten.
Vielleicht hast du dir selbst ja schon mal das Ziel gesteckt, die berühmte Inselkette im hohen Norden zu erkunden?
Verwunderlich wäre das nicht. Die Reiselust ist so groß wie nie…
Irgendwie ist ja im Moment gefühlt jeder auf der Suche nach den größten Abenteuern und spektakulärsten Landschaften.
Warum dann einen der schönsten Fleckchen dieser Erde auslassen? Nicht umsonst wurde der Blick auf Reine vom Time Magazine mal als schönster Anblick der Welt bezeichnet…
[Hier nochmal die Links zu Teil 1: Senja und Teil 2: Harstad & Vesterålen]
Fast nirgendwo sonst auf dieser Welt kann man ein derartiges Zusammenspiel aus zerklüftetem, schroffen Fels und tiefblauem Fjord bewundern wie auf den Lofoten. Eine unwirkliche Landschaft, die durch die entlegenen und äußerst farbenprächtigen Fischerdörfer zusätzlichen Charme verliehen bekommt.
„Die Schönheit dieses Orts ist schlicht und ergreifend atemberaubend“. Lonely Planet
Tatsächlich bin ich selbst während meines Auslandssemesters in Bergen im Jahr 2016 schon mal eine längere Zeit auf den Lofoten gewesen. Auch wenn sich einiges verändert hat, kann ich doch behaupten, mich in der Region Nordland ganz gut auszukennen.
Meine damals gesammelten Erfahrungen und Eindrücke versuche ich in diesen Artikel miteinfließen zu lassen. Nur so kann ich dir auch den bestmöglichen Überblick darüber geben, was man bei begrenzter Zeit auf den Lofoten wirklich unternehmen sollte.
Dieser Wegweiser ist schon mal ein guter Einstieg.
Das sind die wichtigsten Wegpunkte auf der Strecke nach Å i Lofoten.
Ab Å (was übrigens so viel bedeutet wie kleiner Bach oder Flüsschen) kommt man dann nur noch mit dem Boot weiter, die Straße endet hinter dem großen Besucherparkplatz in einem kleinen, ziemlich unspektakulären Wendepunkt.
Die Lofoten bestehen im Wesentlichen – abgesehen von Røst und Værøy und vielen, vielen kleinen weiteren Inseln – aus den drei Hauptinseln Moskenesøya, Vestvågsøya und Austvågsøya. Auf diesem Wegweiser ist alles bis Svolvær noch den Lofoten zuzuordnen.
Lødingen ist wichtig für alle, die mit der Fähre auf das Festland übersetzen wollen. Eine andere, deutlich längere und teurere Möglichkeit ist die Fähre von Moskenes nach Bodø zu nehmen.
Evenes und Narvik besitzen die größten Flughäfen, die auch von größeren Maschinen und hin und wieder sogar international angeflogen werden.
Aus Richtung Andenes kommen wir. Alles andere ist eine andere Geschichte…
Hier sind unsere Highlights!
9. Fløya: Der Hausberg von Svolvær
Svolvær ist mit 4.720 Einwohnern (Stand 2018) die größte Stadt und damit das Verwaltungszentrum der Lofoten Inselkette. Rund um Svolvær gibt es so einiges zu unternehmen. Sehr gut essen gehen kann man insbesondere an der quirligen Hafenfront.
Die abenteuerlichste Wanderung in der Region ist sicherlich die Besteigung des 580 m hohen Hausbergs Fløya. Nicht nur der Weg an sich ist spektakulär, sondern auch die Aussicht auf die Stadt sowie die umliegenden Berge und vorgelagerten Inseln.
Von Beginn an muss man hier jedoch ordentlich zupacken. Immer wieder helfen Ketten und Seile, schwierige und teils extrem steile Stellen zu überwinden. Der durch den eiszeitlichen Gletscherschliff glattpolierte Fels ist bei Glätte alles andere als angenehm.
Die Baumgrenze erreichen wir in Rekordzeit.
Noch hält das Wetter. Hin und wieder setzt kaum merklicher Nieselregen ein. In der Ferne braut sich bereits Ungutes zusammen.
Wir sputen uns, und der Gipfel ist zum Greifen nah.
Von Süden nähert sich ein Gewitter in großen Schritten.
Gewitter sind in Nordnorwegen sehr, sehr selten. Da muss schon viel zusammenkommen. Auf den Lofoten ein Gewitter miterlebt zu haben, das kann uns keiner mehr nehmen!
Nach ein paar Shots (schau dir die Wolken an!) verlassen wir den Gipfel und nehmen die Beine in die Hand.
Innerhalb kürzester Zeit wird es irrsinnig dunkel und kurz nachdem wir das Auto erreichen, öffnet der Himmel seine Pforten. Und ändern wird sich das Wetter heute nicht mehr großartig…
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf.
Es soll nur leicht bewölkt sein. Ich erkunde noch ein wenig die Gegend, bevor ich mir den Sonnenaufgang anschaue:
10. Fischerdörfer, die man gesehen haben muss: Henningsvær & Nusfjord
Viele Touristen kommen aufgrund der vielen pittoresken, teils sehr abgelegen Fischerdörfer auf die Lofoten. Die roten (häufig) und gelben (seltener) traditionellen Häuschen sind so gut wie überall hervorragend in Schuss und mittlerweile Teil größerer Hotelketten geworden. Während einem Spaziergängen durch die kleinen Örtchen lässt sich wunderbar die Zeit vertreiben. Die kreischenden Seevogelkolonien erinnern mich an meine Zeit in Bergen.
Zwei der neben Reine schönsten Fischerdörfer sind Henningsvær und Nusfjord. Eine Besichtigung, wenn auch nur für ein Stündchen, sollte bei einem Lofotenbesuch nicht fehlen.
Der Hafen von Henningsvær ist vor dem majestätischen Festvågtind ein sehr beliebtes Fotomotiv. Der 541 m hohe Festvågtind kann dabei ohne große Schwierigkeiten erklommen werden. Und die Aussicht auf das über mehrere Inseln verteilte Henningsvær ist einzigartig!
Das andere Örtchen, das uns sehr fasziniert hat, ist Nusfjord. Nusfjord befindet sich an der Südküste Flakstadøyas und liegt still und friedlich inmitten einer mächtigen Felskulisse.
Auch bei Nebel ein schönes Ambiente. Kein Wunder, dass sich hier die Touristen sammeln!
Natürlich gibt es zwischen Henningsvær und Nusfjord auch noch eine ganze Reihe anderer Sehenswürdigkeiten.
Da ich aber nicht den Rahmen dieses Artikels sprengen möchte, werde ich es bei ein paar stichpunktartigen Tipps belassen:
- Für Genießer: Eine märchenhafte Wanderung in der Mitternachtssonne kann man von Utakleiv aus starten. Auf dem Weg nach Eggum hat man (falls erwünscht) zahlreiche Möglichkeiten sein Zelt aufzuschlagen. Definitiv ein Tipp für Leute, die gerne ihre Ruhe haben wollen.
- Für Bergsteiger: Der 738 m hohe Justadtinden nahe Leknes ist auf den Lofoten ein Paradebeispiel für sagenhafte Ausblicke. Eine nicht allzu anstrengende Bergtour, die ich 2016 gemacht habe. Leider ohne Bilder. Ich könnte mich ohrfeigen!
- Für Abenteuerlustige: Die Besteigung des 671 m hohen Skottinden ist alles andere als ein Kinderspiel. Meistens weglos und immer mal wieder Kletterstellen im I. und II. Schwierigkeitsgrad. Sehr ausgesetzt!
- Für Surfer: Besonders die Buchten von Utakleiv und Unstad sind einen Besuch wert. Feinste Sandstrände umrahmt von hohen Bergen. Ordentlicher Wellengang ist dort garantiert.
11. Rund um Reine (inklusive Reinebringen)
Der weitere Weg nach Reine könnte abwechslungsreicher nicht sein: Angefangen mit den endlosen, von der Brandung umspülten Sandstränden bei Flagstad und Ramberg, über grünlich-türkisblau schimmernde Fjorde bei Fredvang bis hin zu den schroffen Küstenabschnitten bis Reine ist hier alles zu sehen, womit man die Lofoten verbindet.
Auf Reine, Hamnøy und Sakrisøy tauchen dann auch endlich wieder die schnuckeligen Fischerhäuschen auf. Hin und wieder sehen wir Fotografen, die mit ihren schweren Stativen hantieren. Es riecht stark nach Fisch, und das obwohl die Saison bereits seit einiger Zeit vorbei ist. Es ist das Reich des Tørrfisk, des klassischen Stockfischs.
Eines der Dinge, die wir natürlich unbedingt noch abhaken wollen, ist die Besteigung des 442 m hohen Reinebringen. Wir warten ab, bis das Wetter uns einigermaßen annehmbar erscheint. Dann machen uns auf den Weg zum Einstieg.
Und es ist ganz anders, als ich es in Erinnerung hatte:
Als ich 2016 den Reinebringen bestiegen habe, konnte der Weg maximal als braune Rutschpartie beschrieben werden. Bei extremen Steigungen führte damals der Pfad nahezu direkt zum Gipfel. Bei Nässe war das kaum zu schaffen. Und es ist oft nass auf den Lofoten…
Der Berg galt bis zu diesem Zeitpunkt auch als gefährlichstes Touristenziel Norwegens, vier Menschen waren dort in den letzten zehn Jahren bereits ums Leben gekommen.
Nun ist es aber so, dass die Region Nordland im Jahr 2017 eine ordentliche Summe (knappe 7,1 Mio. NOK) für die Instandsetzung des Weges investiert hat. Bereits 2018 war die Sherpatreppe fertiggestellt. 1600 sorgfältigst gelegte Stufen führen einen jetzt (fast) bis zum Gipfel.
Kann man machen. Angenehmer ist es auf jeden Fall.
Die Besteigung hat sich für mich schon auch ein zweites Mal gelohnt. Der Blick ist einfach immer wieder stark, wobei wir diesmal ganz klar das schlechtere Wetter hatten. Deswegen bleiben wir auch nicht lange am Gipfel.
Aufgrund des Wetters müssen wir auch leider die meisten von unseren vielen Plänen streichen.
Eigentlich hatten wir uns auch Folgendes fest vorgenommen:
- Die Besteigung des 775 m hohen Munkan, mit meiner Meinung nach der besten Aussicht auf den ganzen Lofoten!
- Das wilde Campen an einem der drei schönsten abgelegenen und von mächtigen Bergen umrahmten Buchten der Lofoten: Horseid, Kvalvika oder Bunes Stranda. Der Blick vom Ryten auf die beiden weißen Sandstrände Kvalvikas ist definitiv ein Erlebnis.
- Besonders bei Sonnenuntergang lohnt der 514 m hohe Andstabben. Eine nicht ganz leichte, nahezu weglose Tour auf einen hervorragenden Aussichtsberg fast ganz am Ende der Inselkette.
Wie du siehst, gibt es hier wirklich unfassbar viel zu tun.
Man könnte vermutlich einen ganzen Monat bleiben, und es würde nicht langweilig werden! Zu viel Zeit kann man für die Lofoten einfach nicht einplanen.
Fazit zum Roadtrip:
Nachdem das Wetter wohl überall besser zu sein schien als auf den Lofoten, haben wir dann doch schon wieder etwas früher die Fahrt gen Norden angetreten. So konnten wir noch zwei wirklich abgefahrene Tage in Harstad und Senja verbringen. Aber das hast du ja bereits gelesen.
Am letzten Abend vor unserer Abreise nutzen wir noch einmal das gute Wetter, um Tromsøs Hausberg, den 421 m hohen Storsteinen, zu erklimmen. Auch hier führt mittlerweile eine Sherpatreppe hinauf. Tromsø ist in den letzten Jahren fast schon zu meiner zweiten Heimat geworden, so oft wie ich hier gewesen bin!
Egal ob Sommer, Winter oder Herbst, hier gibt es wirklich immer genug zu erleben.
Am meisten hatten wir uns ja vor der Reise auf die Lofoten gefreut. Letztendlich waren wir dann aber von Vesterålen und Senja so begeistert, dass wir sehr froh darüber waren, den Trip so variabel geplant zu haben. Je nach Laune und Wetter kurzfristig entscheiden zu können, wohin es geht, hat schon einen ganz besonderen Reiz. Und das geht natürlich nur mit dem Zelt, und ohne irgendwelche vorherigen Buchungen.
Ich würde es nächstes Mal wieder ganz genauso machen.
Und ja, das wars dann auch schon wieder. Ich hoffe, dir haben Bericht und Bilder gefallen. Und vielleicht konnten wir dich ja sogar mit unserem Nordlandfieber infizieren!
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Wir freuen uns wie immer über Kommentare!