Die Schweiz. Das Bergsteigerland schlechthin.
Ein Paradies für Biker und Bergsteiger.
Wer hier als Bergsportler unterwegs ist, dem stehen keine Wünsche offen. Nur finden muss man seine Traumtouren. Und das ist in der Schweiz aufgrund der Fülle an Möglichkeiten und Routenvorschlägen nicht so leicht, wie man denken könnte.
Auf unserem Roadtrip durch Italien und die Schweiz haben wir jedenfalls unsere Traumtouren gefunden. Allesamt technisch nicht ganz einfache, aber relativ kurze Touren mit wahnsinniger Aussicht und nicht zuletzt deshalb auch perfekt für ambitionierte Landschaftsfotografen.
Und das sind unsere TOP 5:
1. Im Angesicht des Mont Blanc: Auf den Mont Chetif (2343 m)
Die erste Tour, die ich hier vorstellen möchte, befindet sich streng genommen noch nicht in der Schweiz, sondern in der autonomen, nordwestitalienischen Region Aostatal, nahe der schweizerischen sowie französischen Grenze.
Bis auf die Tatsache, dass man hier noch wunderbar italienisch und für wenig Geld essen gehen kann, hat das Aostatal letztlich nicht mehr wirklich viel mit dem klassischem italienischen Lifestyle am Hut, den wir die vergangenen 10 Tage ausgiebig genießen durften. Es wird allmählich Zeit für uns, Italien zu verlassen und die uns verbleibenden Tage im Reich der Riesen zu verbringen.
Den Mont Blanc einmal hautnah erleben, das wollte ich schon lange.
Und das ist der perfekte Ort dafür.
Der Mont Chetif (2343 m) am Ende des Aostatals ist ein Aussichtsberg par excellence. Denn viel näher kann man den gletscherbedeckten Südhängen des Mont Blanc einfach nicht mehr kommen.
Die Eckdaten der Tour in aller Kürze:
Startpunkt: Parkplatz beim Bergrestaurant Pre de Pascal (1916 m), oberhalb von Courmayeur
Anspruch: T4, mittelschwer (technisch anspruchsvoll, viel einfache Kraxelei)
Länge & Höhenmeter: 5,6 km (hin und zurück), 570 HM
Der Mont Chetif wird normalerweise als anspruchsvolle kombinierte Wander- und Klettersteigtour direkt von Courmayeur aus gestartet.
Für die “Faulen” startet die Tour jedoch erst beim Parkplatz des schmucken Bergrestaurants Pre de Pascal, den man auch mit einem Camper relativ easy über die gut in Schuss gehaltene, aber enge Bergstraße erreicht. Wie immer lohnt es sich auch hier, früh dran zu sein.
Vom Parkplatz aus führt ein schmaler Pfad über eine Piste steil bergauf.
Wegweiser sucht man hier unten noch vergeblich. Aufgrund der Höhe ist das Gelände jedoch schon gut einzusehen und die Wegführung eindeutig.
Und die ersten Tiefblicke lassen nicht lange auf sich warten.
Teilweise ausgesetzt, teilweise in dichter Vegetation, wechseln sich steile Gehstücke mit einfachen kurzen Kletterpassagen ab. Immer mal wieder muss Hand angelegt werden, schwierigere Passagen sind stets versichert.
Die Tour macht von Beginn an einfach nur richtig Spaß.
Vom Pre de Pascal kommend wartet der erste Wegweiser nach etwa einer halben Stunde strammen Gehens.
Auf dem Weg zum Gipfel kommt man zwingend hier vorbei!
Wie schon zuvor, windet sich der Weg auch nach dem Kreuzungspunkt weiter um die Flanke des Berges. Immer stetig steil bergauf. Nach einer weiteren halben Stunde hat man den Berg bereits halb umrundet und erwartet nun den letzten Anstieg auf das geräumige Gipfelplateau mit den herrlichsten Zelt- und Biwakplätzen.
Die Aussicht auf das gewaltige Bergmassiv rund um den Mont Blanc und die Grandes Jorasses ist einfach nur der blanke Wahnsinn.
Und jeder Bergsuchti sollte so etwas mal gesehen haben…
2. Hoch oben am Großen St. Bernhard Pass: Zur Pointe de Drône (2949 m)
Tour 2 ist ein Highlight, das man auf der Durchreise vom Aostatal in die Schweiz auf keinen Fall verpassen sollte.
So viele Höhenmeter bekommt man sonst selten so einfach geschenkt!
Wer lange Zustiege meidet und trotzdem hoch hinaus will, ist mit dieser kurzen, aber anspruchsvollen Grattour in den Walliser Alpen über die Grande Chenalette (2890 m) bis hin zur Pointe de Drône (2949 m) bestens bedient.
Die Eckdaten der Tour in aller Kürze:
Startpunkt: Parkplatz beim Großen St. Bernhard Pass (2448 m), Grenze Italien/Schweiz
Anspruch: T4, I (UIAA), mittelschwer (technisch anspruchsvoll, viel einfache Kraxelei)
Länge & Höhenmeter: 4,8 km (hin und zurück), 570 HM
Vom Hospiz auf schweizerischer Seite aus beginnt die Tour sehr einfach als familientauglicher Wanderweg und endet für die meisten Turnschuhdurchreisenden nach sportlichen 30 Minuten bei einer großen Plattform mit Panoramatafel.
Ab hier wird das Gelände merklich steiler und die klassische Bergtour beginnt.
Ein paar Leitern und Versicherungen erleichtern hier und dort das Vorankommen, jedoch ist deren Zuhilfenahme für Bergerfahrene immer noch eher optional als zwingend erforderlich.
Noch etwas anspruchsvoller wird es dann erst kurz vor dem finalen Gipfelaufbau der Grande Chenalette, wobei es nie wirklich schwerer wird als eine Kraxelei im I. Schwierigkeitsgrad. Zugepackt wird aber trotzdem ordentlich.
Wer vom ersten Gipfel dann weiter möchte, kann auch noch die vergleichsweise lange Gratwanderung auf Landesgrenze bis zur Pointe de Drône in Angriff nehmen. Ohne größere Schwierigkeiten, aber mit wahnsinnigem Panorama auf die höchsten Gipfel der Alpen!
Je nachdem wie man so unterwegs ist, bietet es sich nach getanem Abstieg zu später Stunde einfach nur an, hier oben am Pass auch die Nacht zu verbringen. In der Hauptsaison kann es gut sein, dass man trotz der Fülle an Parkplätzen doch noch etwas nach einem passablen Plätzchen suchen muss. Campervans liegen zur Zeit halt voll im Trend.
Wir haben jedenfalls Glück und können noch einen Stellplatz direkt am See ergattern.
Natürlich lasse ich es mir auch am nächsten Morgen nicht nehmen, noch ein wenig den Pass zu erkunden.
Dafür ist es hier einfach zu schön.
3. Dem Matterhorn ganz nah: Vom Gornergrat zum Riffelsee
Gleich einmal vorneweg: Diese Tour ist trotz der enormen Höhe auf der man sich befindet in keinster Weise anspruchsvoll, außer natürlich man stürzt sich mit dem Mountainbike hinunter.
Ich habe die Tour aber trotzdem in unsere Top 5 aufgenommen, da man, wenn man in der Schweiz unterwegs ist, diese Tour einfach gemacht haben muss. Das Matterhorn ist der Berg schlechthin und der Blick einzigartig.
Die wahrscheinlich populärste Wandertour der Schweiz führt uns inmitten der atemberaubenden Walliser 4000er-Gipfelwelt vom Zermatter Gornergrat auf 3089 m zum wunderschönen Riffelsee.
Die Eckdaten der Tour in aller Kürze:
Startpunkt: Gornergrat, Zermatt – Bergstation Standseilbahn (3089 m)
Anspruch: leicht bis mittel, hauptsächlich gut ausgetretene Wege
Länge & Höhenmeter: 4,6 km (nur bergab), 574 HM
99,9% der Menschen, die den Gornergrat besuchen, fahren von Zermatt aus mit der Standseilbahn hinauf. Denn kaum jemand tut sich freiwillig diese gewaltigen Höhenunterschiede an. Und mit der legendären Bahn fahren, das gehört doch einfach dazu, oder?
Wer länger in der Schweiz unterwegs ist, kann sich dann auch die völlig übertriebenen Preise hierfür leisten. Unser Tipp: Das Nachmittagsspecial ab 15.30 Uhr, mit 30% Rabatt. Bikes dürfen für einen Aufpreis und erst ab 16.00 Uhr mit hinauf genommen werden.
Oben angekommen, wartet ein Gletscher-Panorama vom Allerfeinsten. Als Normalo ist die Gornergratbahn wohl eine der wenigen Möglichkeiten überhaupt in so hochalpines Terrain vorzudringen.
Und das Matterhorn ist nur noch ein weiteres Schmankerl obendrauf…
Der eigentliche Weg vom Gornergrat zum Riffelsee und anschließend weiter bergab zur Station Riffelberg ist Nebensache, hier ist man des Panoramas wegen. Eine knappe Stunde läuft man in gemütlichem Tempo bergab, das Matterhorn immer im Blick.
Das Gebiet um den Riffelsee ist für Fotografen ein Eldorado. Für Aufnahmen vom Matterhorn bieten sich hier hauptsächlich die frühen Morgenstunden an, für Gletscherbilder die Abendstunden. Wer noch etwas Kleingeld übrig hat, übernachtet einfach oben und kann beides haben.
4. Vom Grimselpass auf das Sidelhorn (2764 m)
Ähnlich wie die Wanderung auf die Pointe du Drône, startet auch diese Tour auf einem Gebirgspass und ist daher perfekt für alle, die auf einem Roadtrip durch die Schweiz unterwegs sind und zu viele Höhenmeter grundsätzlich scheuen.
Traumhafte Feierabendtour auf das Sidelhorn, mit exzellenten Ausblicken auf die höchsten Berge der Alpen und den imposanten Oberaarsee im Berner Oberland. Nicht nur für Fotografen!
Die Eckdaten der Tour in aller Kürze:
Startpunkt: Parkplatz an der Passhöhe Grimselpass (2164 m)
Anspruch: leicht bis mittel, gut ausgetretener, gerölliger Steig
Länge & Höhenmeter: 6,1 km (hin und zurück), 600 HM
Die Tour startet sehr einfach direkt am Grimselsee. Nach einer kurzen Passage auf der mautpflichtigen Oberaarstraße, zweigt bald links ein steiler, gut ausgetretener Steig ab. Die ersten Höhenmeter im Zickzack-Kurs sind schnell überwunden, bis man auf eine erste Anhöhe kommt, von der man dann auch schon das Sidelhorn zu Gesicht bekommt.
Hier geht es wieder einfach weiter. Nur der letzte Anstieg zum Gipfel ist teils verblockt, teils geröllig, sodass eine gewisse Schwindelfreiheit und Trittsicherheit schon vorhanden sein sollte.
Insgesamt ist die Tour für die Höhe jedoch vergleichsweise einfach und auch für Familien gut zu machen.
Nach getaner Arbeit verbringen wir den restlichen Abend bei unwahrscheinlich warmen Temperaturen noch gemütlich am See.
Gibt schlechtere Stellplätze für die Nacht, oder?
Und wie soll es auch anders sein, machen wir uns am nächsten Tag nochmal früh auf. Die gleiche Tour, nur zu Sonnenaufgang. Wir sind wahnsinnig.
Und weißt du, was noch wahnsinnig ist? Die Aussicht!
Aber sieh selbst:
5. Auf den Schweizer Aussichtsberg Nr. 1: Das Augstmatthorn (2136 m)
Und last but not least Tour Nr. 5: Der Grat im Kanton Bern, der schon Jahrhunderte Bergsteiger in seinen Bann zieht.
Wahnsinnig schön gelegen, schon fast am Alpenrand, ist der Brienzer Grat die erste große Erhebung und ein Naturphänomen vom Allerfeinsten.
Der Grat so scharf und die Grashänge so steil, dass jeder unachtsame Schritt der letzte sein kann.
DER Schweizer Klassiker, mit bombastischer Aussicht über den Brienzer und Thuner See auf das bekannte Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau: Die Überschreitung vom Augstmatthorn (2136 m) bis zum Suggiture (2085 m)
Die Eckdaten der Tour in aller Kürze:
Startpunkt: Habkern, Lombachalp, Parkplatz beim Jägerstübli (1559 m)
Anspruch: T4, mittelschwer (technisch anspruchsvolles Steilgras)
Länge & Höhenmeter: 7,2 km (hin und zurück), 656 HM
Angekommen beim Bergrestaurant Jägerstübli, wird erst einmal ein kleines Vermögen für den Parkplatz fällig, das natürlich wie immer in der Schweiz nur mit Münzen bezahlt werden kann.
Sobald diese erste Hürde überwunden ist, startet der schöne Teil.
Über anfangs noch flache Wiesenhänge geht es teils trocken, teils ziemlich matschig aufwärts bis man einen Weidezaun mit Durchlass passiert. Aber hier wird es dann erst so richtig steil und der Spaß beginnt.
Mühsam kämpft man sich Kehre für Kehre aufwärts, hin und wieder mit einfachen Stahlseilen versichert. Es ist so steil, dass man den weiteren Wegverlauf über sich nur grob erahnen kann. Jede Kurve könnte die letzte sein. Geregnet haben sollte es hier nicht. So viel ist klar.
Oben angekommen wird man jedoch mit einem Panorama belohnt, das seinesgleichen sucht.
Alle Strapazen sind sofort vergessen und die weitere Gratwanderung entweder nach links Richtung Augstmatthorn bzw. weiter zum Brienzer Rothorn oder auch nach rechts über den Suggiture Richtung Bergstation Harder Kulm ist einfach nur Freude pur. Wenn das Wetter passt, sollte durchaus beides eingeplant werden.
Hier oben kann man einfach nicht lang genug bleiben…
Und das waren sie: Unsere TOP 5 der kurzen Bergtouren (Schweiz & Aostatal) mit wahnsinniger Aussicht.
Klar ist, in der Schweiz gibt es noch so viel mehr zu sehen. Wenn aber nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht und man doch einiges vom Land mitnehmen möchte, geben diese Touren einen recht guten Überblick, was so alles möglich ist.
Auch klar ist, dass die Touren, die ich hier erwähnt habe, sicherlich keine Geheimtipps sind. Es wird zugehen, vorallem in der Hauptsaison.
Ohne Grund sind sie jedoch nicht so berühmt. Aber das darf zum Glück jeder selbst entscheiden.
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