Gerade war ich dabei, es mir in der Hütte gemütlich zu machen.
Aber nix da!
Ich habe heute noch ein klares Ziel vor Augen.
Und der mächtige Slogen gehört mit seinen 1564 m nicht unbedingt zu den leichtesten Gipfeln dieser Region…
Ich packe das Nötigste in meinen Daypack, esse einen Happen und lese noch ein halbes Stündchen. Allzu lange lasse ich mir aber nicht mehr Zeit. Denn als ich heute morgen das letzte Mal das Wetter checken konnte, hieß es nur, dass es bis zum Abend hin zwar stabil bleiben, der Wind aber stark zulegen soll. Darauf möchte ich es ungern anlegen.
Als ich die Hütte verlasse, sieht es draußen folgendermaßen aus:
Ich gebe es zu, ich muss mich überwinden.
Aber mir ist klar, wenn ich es heute nicht schaffe, dann wird eine sehr lange Zeit vergehen, bis ich wieder einmal die Chance dazu bekomme.
Also, rauf auf den Berg mit mir!
Immerhin bin ich schnell wieder aus der Nebelsuppe heraus. Bis zum Pass (1025 m) ist es nur ein Katzensprung. Von dort zweigt der vorgeschlagene Weg nach links ab und ich muss einige größere Schneefelder queren.
Der weitere Weg ist eindeutig.
Die erste Anhöhe ist schnell erklommen, aber ich merke bereits, dass mir langsam aber sicher die Kräfte ausgehen. Das Marschieren im Schnee fordert seinen Tribut.
Schon bald ist der Grat schneefrei. Ein flaches Wegstück ermöglicht mir eine kurze Verschnaufpause, dann wird es so richtig steil.
Ich bin auf einer Höhe von 1250 Metern angekommen und merke schon jetzt, dass der Wind ordentlich an Fahrt aufnimmt.
Mühsam kämpfe ich mich bergauf. Der Weg ist vollkommen verschwunden, ein riesiger Haufen Schutt und Gestein.
Schon bald muss ich Hand anlegen und die Hochtour ist perfekt.
Die Kamera wandert in den Rucksack, die Zeit für Fotos ist vorerst vorbei.
Dafür bin ich sowieso viel zu aufgeregt. Wenn hier oben auch nur irgendeine Kleinigkeit passiert, bin ich vollkommen aufgeschmissen. Dann war’s das. Kein Mensch weit und breit, und Empfang sowieso nicht. Zudem habe ich das Gefühl, dass der Nebel höher steigt. Klar, es wird ja auch von Stunde zu Stunde kälter.
Es ist nicht mehr weit. Die letzten 50 Höhenmeter verlangen mir absolut alles ab. Hier ist es über 40° steil und der kalte Wind pfeift mir um die Ohren.
Und da ist der Gipfel. Endlich!
Der Slogen ist bezwungen!
Ich mache genau ein einziges Erinnerungsfoto und haue schleunigst wieder ab.
Auch wenn der Ausblick absolut gigantisch ist, genießen kann ich ihn beim besten Willen nicht. Den Fjordblick hatte ich ja zum Glück auch schon gestern (hier nochmal zum Nachlesen).
Ich steige einige Höhenmeter ab, bis ich aus dem Gröbsten heraus bin und versuche mich an ein paar letzten, sauberen Fotos, bevor ich schließlich wieder zum Grat absteige.
Das Abfahren in den steilen Schneefeldern zum Schluss wäre ja normalerweise nochmal ein Heidenspaß gewesen, aber alles, was ich jetzt brauche, ist Erholung.
Nach den gestrigen 1800, heute nochmal schlappe 1900 HM an den Tag zu legen, hätte ich vor diesem Norwegentrip nie und nimmer für möglich gehalten.