Es ist Donnerstag, der 11.06.2020. Fronleichnam.
Genau drei Wochen nach meinem letzten Biwak auf dem Schafreuter. Und wieder steht ein wahnsinns verlängertes Wochenende vor der Tür.
Dass dieses Wochenende zu einem absoluten Killer-Wochenende werden würde, ist mir noch nicht ganz klar…
Das Wetter spielt jedenfalls schon mal mit, die Vorhersage ist vielversprechend. Bis zum Abend sollen sich alle Wolken aufgelöst haben und so klar soll es dann auch erst einmal bleiben.
Wer sich hin und wieder auf meine Seite verirrt, weiß, dass die Seekarspitze am Achensee (2053 m) zu meinen absoluten Lieblingsbergen gehört (mehr dazu kannst du auch noch mal hier bzw. auch hier nachlesen). Biwakiert habe ich hier oben jedoch noch nie. Und genau das soll sich heute ändern.
Die Gratüberschreitung zwischen Seekarspitze und Seebergspitze hoch oben über dem Achensee ist für mich nach wie vor eine der schönsten Touren überhaupt.
Und das auch noch nach dem dritten Mal hier oben!
Die Eckdaten der Tour auf die Seekarspitze in aller Kürze:
Startpunkt: Parkplatz bei Achenkirch, nur wenige Meter vom Alpen Caravan Camping entfernt
Anspruch: Mittelschwer (konditionell und im Gipfelbereich auch technisch anspruchsvoll)
Einkehr: Seekaralm (nur im Sommer)
Aufstieg: 1100 Höhenmeter, durchschnittlich etwa 3 h
Variante: Von der Seekarspitze über den Grat zur Seebergspitze, Abstieg nach Pertisau und von dort am See entlang über die wunderschöne Gaisalm zurück nach Achenkirch:
Insgesamt 8-9 Stunden und knapp über 2000 HM im Auf- und Abstieg.
Um 17.30 Uhr treffe ich mich mit Martin in einer urigen Gaststätte in Achenkirch. Er konnte es sich nicht nehmen lassen von München aus mit dem Rad zum Einstieg zu fahren und braucht erst einmal ein Alkoholfreies und einen ordentlichen Schweinebraten. Verdient, würde ich sagen.
Eine halbe Stunde später sind auch die letzten Regenschauer verflogen und der Himmel klart merklich auf. Als wir beim Parkplatz ankommen, haben wir noch knapp 2,5 Stunden bis zum Sonnenuntergang. In gemütlichem Tempo stapfen wir los. Der Weg ist mir bestens bekannt.
Die Temperaturen sind angenehm, die Zeit verfliegt. Das Licht wird sanfter, und bald ist auch schon die Seekaralm erreicht. Vor einer der Selbstversorgerhütten erspähen wir ein Tragl Gösser Radler im eisgekühlten Wasserbad. Gegen einen kleinen Obulus dürfen wir uns eines schnappen. Die Vorfreude aufs Gipfelbier ist riesig.
Bald ist die Baumgrenze erreicht. Auf der anderen Seite des Sees geht ein letzter Regenschauer nieder und wir werden ein Stückchen von einem großen Regenbogen begleitet. Viel Zeit für Fotos bleibt nicht, wir werden es genau zum Sonnenuntergang auf den Gipfel schaffen. Das mir vertraute Gipfelkreuz der Seekarspitze ist nämlich schon zu sehen. Das Gipfelbier wartet bereits.
Aber noch ist es nicht so weit.
Meine Kamera habe ich immerhin nicht zum Spaß hier hoch geschleppt.
Wenige Minuten später ist die märchenhafte Stimmung auch schon fast wieder vorbei. Absolute Punktlandung, die wir hier an den Tag gelegt haben.
Wir genießen die letzten Momente bis die Sonne endgültig verschwunden ist. Eine kalte aber keineswegs ungemütliche Nacht steht uns bevor.
Am Gipfel sind wir übrigens nicht alleine.
Auch Julius, der auf der Suche nach den spektakulärsten Fotospots im Karwendel zufällig über meinen Blog gestolpert ist und mich wenige Tage zuvor kontaktiert hatte, wird die Nacht hier oben verbringen. Wer völlig abgefahrene Bilder rund um die Welt sehen möchte, sollte ihm definitiv auf Instagram (juliusulbrich) folgen. Da gibt’s was zu staunen. Garantiert.
Heute haben wir jedenfalls nicht mehr lange Zeit zu quatschen. Die Kälte zieht uns in unsere Schlafsäcke.
Mein Wecker läutet um 04.30 Uhr.
Wirklich gebraucht habe ich ihn aber nicht, denn der Himmel am Horizont leuchtet bereits in den schönsten Farben. Aber man weiß ja nie.
Martin schläft noch in aller Seelenruhe. Um Bilder braucht er sich natürlich nicht kümmern. Das mache ich.
Ein unglaublicher Sonnenaufgang wartet auf uns. Das Panorama von hier oben ist einfach absolute Spitzenklasse. Leichter Nebel hängt noch in den Tälern, der See liegt weit unten noch im Schatten des Berges. Goldenes Licht hüllt die Gipfel jedoch schon in einen sanften Schleier.
Das sind die wertvollsten Minuten für mich und meine Fotografie.
Leider vergeht die Zeit nur viel zu schnell…
Jetzt kommt der gemütliche Teil. Das, worauf ich mich insgeheim immer am meisten freue und mir nach jeder Tour am längsten in Erinnerung bleibt: Das Frühstück!
Dieses Mal habe ich mir auch die Mühe gemacht, einen Kocher und meine perfektionierte Leichtgewicht-Trekking-Porridgemischung mitzunehmen (mehr dazu kannst du übrigens hier nachlesen).
Was Warmes nach dem Aufstehen, das muss einfach sein.
Der beste Start in den Tag, den man sich vorstellen kann!
Und das wars auch schon wieder von meiner Seite. Jedes weitere Wort ist hier zu viel.
Was denkst du: Ist das der schönste Ausblick auf den Achensee? Oder kennst du einen schöneren?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Übrigens: Falls du selbst einmal vor hast irgendwo am Berg zu biwakieren, aber nicht so richtig weißt, was du alles dafür brauchst, dann werfe doch mal einen Blick auf meine Ausrüstungsempfehlungen.
Wenn dir meine Fotos gefallen, folge mir einfach auch auf Instagram.
Denn Nachschub wird es immer geben und du verpasst sicherlich nichts mehr. Bis bald!