Wer die Ammergauer Alpen mag, wird diese Grattour lieben!
Halb wandernd, halb kraxelnd machen wir uns vom Pitzenegg aus über den langen Danielgrat und seinen zahlreichen Zwischengipfeln auf den Weg zum Daniel, dem Ammergauer Paradegipfel und 1A Aussichtspunkt auf das gewaltige Zugspitzmassiv!
Eine Tour der Superlative. Mit sechs teils weglosen Gipfelbesteigungen eine einsame, ernst zu nehmende und konditionell anspruchsvolle Tour, die aufgrund ihres grasigen Charakters an einigen Wegpunkten gut abgekürzt werden kann, sollte einem doch irgendwann die Kraft ausgehen.
Und wem das alles noch nicht genug sein sollte, dem sei gesagt, dass die Aussicht auf die umliegenden Seen, Täler und Berge die ganze Zeit einfach nur bombastisch ist!
Die Eckdaten der Gratwanderung vom Pitzenegg zum Daniel in aller Kürze:
Gipfel: Pitzenegg (2174 m), Hochschrutte (2247 m), Kl. Pfuitjöchle (2135 m), Gr. Pfuitjöchle (2196 m), Upsspitze (2332 m), Daniel (2340 m)
Wegpunkte: Wiesjoch (2023 m), Büchsentaljoch (2244 m), Hebertaljoch (2045 m), Grüner Ups (1852 m)
Anspruch: T5-, II- (Stelle), I, konditionell & technisch anspruchsvolle Bergtour
Länge & Höhenmeter: 18,6 km, 1890 HM im Auf- und Abstieg
Startpunkt: Lähn (1105 m), Parkplatz am westl. Ortseingang
Einkehr: Bichlbacher Alm (1580 m)
Chris und ich treffen uns um 10 Uhr am kleinen Wanderparkplatz am Ortsausgang von Lähn.
Es ist Montag und bedeckt. Leicht föhnig, aber keinesfalls warm. Mit anderen Wanderern rechnen wir heute nicht wirklich, die Tour ist ohnehin schon eher selten frequentiert.
Der Weg bis zur Waldgrenze unterhalb des Pitzeneggs ist nicht der Rede wert. Schnell gewinnen wir an Höhe, die Höhenmeter verfliegen. Heute haben wir viel vor uns.
Knapp 100 Höhenmeter unterhalb unseres ersten Gipfels verlassen wir den gut ausgetretenen Pfad und steigen südseitig und weglos über steiles Gras zum Gipfel auf. Kletterpassagen erwarten uns hier noch nicht, aber dafür anstatt eines Gipfelkreuzes eine kleine Wetterstation oben am Pitzenegg. Ein bisschen Abwechslung muss halt auch mal sein.
Wir gönnen uns eine kurze Verschnauf- und Essenspause und beneiden einen einsamen Gleitschirmflieger, wie er lässig und vermutlich wohlig warm eingepackt über uns hinwegzieht.
Da ich eher selten in dieser Region unterwegs bin, genieße ich das herrliche Panorama und checke mit meiner App ein wenig die umliegenden Gipfel aus. Einen markanten Gipfel, uns direkt gegenüber, kenne ich jedoch auch so noch ganz gut. Denn der lange Grat der Gartner Wand ist einfach unverkennbar. Dort habe ich meine erste wirklich ernsthafte “Kletterei” im II. Grad in Angriff genommen. Eine klasse Tour war das damals (hier mehr dazu)!
Mein Blick wandert zurück auf das was vor uns liegt. Der weitere Wegverlauf macht schon jetzt Lust auf mehr.
Nun geht es jedoch erst einmal wieder bergab.
Zum Wiesjoch ist es nicht wirklich weit, dennoch sollen in diesem Abschnitt laut einigen Beiträgen der “hikr”-Bergcommunity die vermutlich anspruchsvollsten Passagen auf uns warten.
Anders als gedacht halten sich die Schwierigkeiten jedoch wirklich in Grenzen. Einzelne Stufen können entweder umgangen oder bei geschickter Routenwahl auch abgeklettert werden (max. II-). Bei Nässe würde ich allerdings schon hier von der Tour abraten.
Der nächste Abschnitt am Grat ist deutlich einfacher. Bis kurz unterhalb unseres nächsten Gipfels, der Hochschrutte (auch Plattberg genannt), erwarten uns hauptsächlich sanfte Wiesenhänge sowie kleinere Felsabbrüche.
Die Abbrüche, oft I, können wir ohne Schwierigkeiten erklettern. Plattige Passagen erfordern an der Schneide jedoch wie immer Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann, macht die Hochschrutte macht einfach nur Spaß und definitiv auch einen Tagesausflug wert. Egal ob im Winter oder Sommer (Links zu Bergwelten).
Nach ein paar weiteren Schritten ist auch schon das schöne Gipfelkreuz erreicht.
Gipfel zwei von sechs, check!
Weiter geht’s erneut auf sanften Wiesenhängen.
Unsere beiden nächsten Ziele: Kleines und Großes Pfuitjöchle. Zwei formschöne Pyramiden, die einfach mitgenommen werden können. Allerdings meistens weglos.
An den engsten Gratabschnitten erwarten uns ein paar Mal einfachere Drahtseile. Ganz abseits vom Schuss sind wir also doch nicht.
Nach der vergleichsweise einfachen Überschreitung des Kleinen Jöchles, wartet nun dessen großer Bruder auf uns. Und auch hier halten sich die klettertechnische Schwierigkeiten in Grenzen. Kleine Stufen sind maximal I, jedoch teils etwas ausgesetzt. Gewaltige Tiefblicke gibt’s hier gratis dazu.
Ab dem Großen Pfuitjöchle halten wir uns stets an den Grat. Wie zuvor wechseln sich einfachere Gehstellen immer wieder mit kraxeligen Passagen ab, langweilig wird es hier oben nie.
Das Hebertaljoch ist schnell erreicht. Auch der nächste Schutthaufen, der sich Büchsentaljoch schimpft, ist klettertechnisch nur unmerklich schwieriger zu überwinden (maximal I+).
Vom Büchsentaljoch folgen wir dem gut gangbaren Wanderweg (T3) zur Upsspitze, einem ebenfalls recht traurig anmutenden Steinhaufen. Von dort weiter zum Gipfelkreuz des Daniel, der ganz anders als die Upsspitze zu einer ausgiebigen Gipfeljausn einlädt.
Der Blick auf die von dieser Seite wirklich kolossal anmutende Zugspitze, lässt mich in Erinnerungen an unsere letztjährige Bike’n’Hike-Tour schwelgen. Auch am überlaufenen Stopselzieher möchte ich mich nächstes Jahr noch mal versuchen.
So, nun ist’s also geschafft. Der Danielgrat liegt hinter uns!
Insgesamt definitiv eine Tour für Liebhaber langer, einsamer Grate. Genau einen Menschen trafen wir auf der gesamten Tour, das will schon was heißen.
Wer die Tour übrigens noch ein wenig länger und etwas anspruchsvoller machen möchte, der kann anstelle des Startpunkts am Pitzenegg auch mit der Kohlbergspitze (2202 m) beginnen. Mehr geht immer. Vielleicht beim nächsten Mal, um die 2000 Höhenmeter voll zu machen.
Lust auf mehr alpinen Kraxelspaß?
Dann schau dir doch auch mal meine neuen Tourenberichte vom Wilden Kaiser an und lass dich für deine nächsten Touren inspirieren!
Was ist dein Lieblingsgrat?
Verrate es mir gerne in den Kommentaren!