Fangen wir an mit der wohl wichtigsten aller Kategorien. Der Schlafplatz und alles was dazu gehört.
Drei der sogenannten Big Four in Sachen Gewicht und Packmaß (Zelt, Schlafsack, Isomatte) wirst du direkt in diesem Artikel wiederfinden. Hier lässt sich bereits am meisten unnötiger Ballast einsparen.
Ernsthafte Gedanken darüber habe ich mir eigentlich erst gemacht, als ich auf meiner mehrwöchigen Nordnorwegen-Trekkingtour ziemliche Platzprobleme in meinem gigantischen 70+10 Liter Rucksack bekommen habe. Und das kam mir schon irgendwie komisch vor.
1. Auf was kommt es bei der Zeltwahl an?
Damals hatte ich mich für das Nordisk Svalbard PU* entschieden.
Eine gute Entscheidung, wie sich herausgestellt hat. Es trotzt Wind und Wetter und ist vergleichsweise günstig zu haben.
Korrekt abgespannt kann das Zelt Windgeschwindigkeiten von 80 km/h locker wegstecken. Das Packmaß (50 cm x 12 cm Ø) ist angenehm, aber das Gewicht mit knapp zwei Kilo eher hoch. Die deutlich teurere Leichtgewichtvariante in der SI-Form wiegt knappe 300 Gramm weniger.
Auch könnte es etwas geräumiger sein. Mit Rucksack im Zelt ist es schon ein ordentliches Gewurschtel und man stößt zwangsläufig das eine oder andere Mal an die Innenwand. Kochen in der Apside ist ebenfalls kaum möglich. Die Frage ist daher eigentlich nur, ob man für den sehr guten Preis auf einen Großteil des Komforts verzichten kann.
Das Nordisk Telemark 2 LW* ist dazu sicherlich in vielerlei Hinsicht ein deutliches Upgrade. Wobei man bei solchen Ultraleicht-Zelten immer auch ein Auge auf die angegebene Wetterbeständigkeit (maximale Windstärken von 55 km/h) werfen sollte. Ein sicherlich nicht ganz unwichtiges Kriterium, das natürlich von Land und Jahreszeit abhängig ist.
Das Packmaß des Zelts (41 cm x 12 cm Ø) ist ein Traum für alle Trekking-Begeisterte. Und das trotz der wirklich großen Liegefläche, die scheinbar auch für zwei Personen ausreichend ist.
Auch bei Regen punktet das Telemark. Zum einen ermöglicht die geräumige (und sogar noch erweiterbare) Apside ein komfortables Kochen, zum anderen kann das Innenzelt beim Aufbau einfach ins Außenzelt eingehängt werden. Nur so kann es vor größerer Nässe bewahrt werden.
2. Der Schlafsack: Daune oder Kunstfaser?
Für meine erste Tour entschied ich mich für den Cumulus Mysterious Traveller 500 Daunenschlafsack, den ich mir mit 50 Gramm Overfill im Rückenbereich hatte zustellen lassen. Eine Option besonders für Menschen, die sich im Schlaf gerne viel bewegen.
So dachte ich mir, dass ich für Spätherbst in Nordnorwegen mit einer Limit-Temperatur von -5°C wohl ganz gut fahre. Zumal ich ja immer noch ein Seiden-Inlett für sehr kalte Nächte mit mir herumtrage und normalerweise nicht besonders kälteempfindlich bin.
Nur leider habe ich insbesondere in den letzten Nächten bei ein paar Grad unter Null gefroren wie ein Schneider. Und was war daran Schuld? Offensichtlich war es die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit, zu kleiner Liegefläche im Zelt und den extremen Anstrengungen tagsüber, die den Körper langfristig komplett auszehren.
Der große Nachteil der Daune liegt hier also ganz klar auf der Hand:
Sie ist extrem empfindlich gegenüber Nässe und braucht sehr lange (bis zu 24 Stunden) bis sie ihre reguläre Bauschkraft wieder zurückgewonnen hat. Diese Zeit hat man beim Trekking im Spätherbst aber nicht. Deswegen wäre Kunstfaser in einem solchen Fall ganz klar die bessere Wahl, denn sie wärmt dich auch noch in leicht feuchtem Zustand.
Der zu zahlende Preis ist dabei jedoch sehr hoch: Kunstfaser-Schlafsäcke sind wesentlich schwerer und bei gleicher Wärmeleistung wie Daune gut und gerne einmal doppelt so groß im Packmaß! Für mich war das damals das Hauptkriterium für Daune.
Ein guter Kompromiss ist der Deuter Astro Pro 400*. Er kann insbesondere punkten durch seinen stark wasserabweisenden Elementen im Kopf- und Fußbereich sowie einem angenehmen Stretch, bei gleichzeitig ähnlichem Gewicht und Packmaß. Wenn auch etwas höherem Preis.
Zusammenfassend lässt sich also folgendes sagen:
- Prüfe das vorherrschende Klima sorgfältig und entscheide, ob du möglicherweise noch ausreichend Stauraum für einen Kunstfaser-Schlafsack in deinem Rucksack übrig hast.
- Richte dich bei lang andauernder sportlicher Betätigung und begrenzter Kalorienaufnahme nach der Komfort-Temperatur deines Schlafsacks. Nur so kannst du dich in der Nacht gut genug erholen. Auch wenn du ein Inlett hast und glaubst, dass du Kälte gut ab kannst!
- Nimm auf keinen Fall einen Schlafsack mit zu engem Schnitt (meistens Alpine Fit genannt) oder zu kurzer Länge, nur um Gewicht, Packvolumen und Geld zu sparen. Erstens weißt du nie wie viele Schichten du kältebedingt anhaben wirst und zweitens solltest du deine Beine im Schlafsack schon komplett strecken können (Faustregel: Körpergröße plus 10 cm). Hier im Zweifel lieber eine Nummer größer wählen. Gönne dir den Komfort.
3. Einige Überlegungen zur Wahl der richtigen Matte
Beim Kauf der Isomatte ist in erster Linie der sogenannte R-Wert entscheidend.
Schätze deshalb ab wie kalt es wohl ungefähr werden könnte und wähle den R-Wert entsprechend aus. Dieser gibt prinzipiell nur an bis zu welcher Temperatur die Matte in etwa verwendet werden sollte. Matten mit einem Wert von 2 sind beispielsweise für Temperaturen bis zu 2°C zu verwenden, und solche mit einem Wert von 3 bis etwa -5°C.
Dementsprechend hatte ich mich für die in letzter Zeit sehr populär gewordene ultraleichte NeoAir X-Lite* von Therm-a-Rest entschieden, die mit einem R-Wert von 4,2 und einer Dicke von bis zu 6,4 cm schon fast für winterliche Einsätze zu gebrauchen ist. Trotz der hervorragenden Isolierung, die sie bietet, ist sie eine der leichtesten (unter 400 Gramm in regular) und kompaktesten Matten, die derzeit überhaupt zu haben sind.
Die Nachteile von ultraleichten Isomatten am Beispiel der NeoAir X-Lite:
- Abgesehen vom durchaus stattlichen Preis, raschelt diese Matte auch sehr stark. Das liegt insbesondere daran, dass sich in der Matte einige Lagen an Aluminium-bedampften Trennstegen befinden. Diese sind verantwortlich dafür, dass die wichtige Körperwärme dahin zurück reflektiert wird, wo sie auch wirklich gebraucht wird. Das Rascheln hat mich am Anfang auch tatsächlich sehr gestört, vor allem dann wenn ich mit anderen Leuten unterwegs war. Über die Monate hinweg ist das Rascheln jedoch ziemlich zurückgegangen und ist jetzt mehr als akzeptabel.
- Die Isomatte ist auf beiden Seiten sehr glatt und bietet daher kaum bis keinen Halt. Besonders ärgerlich ist das wenn man mal keinen komplett ebenerdigen Zeltplatz in der Pampa gefunden hat. Und zu verhindern ist es auch nicht.
- Sie muss mit dem Mund vollständig aufgeblasen werden. Das entspricht 20 tiefen Atemzügen. Was alleine eigentlich gar nicht so schlimm wäre, wenn dadurch nicht einiges an Feuchtigkeit in die Matte gelangen und damit langfristig eine Beeinträchtigung der Funktionsweise und sogar Schimmelbildung begünstigen würde.
Ist dir das unschlagbare Gewicht und Packmaß das wert?
Falls nicht (was ich vollkommen verstehen würde), werfe mal einen Blick auf die selbstaufblasende Therm-a-Rest ProLite Plus*. Bei gleicher Isolierung bietet sie dir einen wirklich guten Kompromiss, bei einem Gewicht von unter 700 Gramm.
Ich denke ernsthaft darüber nach, sie bei meiner nächsten großen Tour wieder zu verwenden.
4. Der Biwaksack: Nur ein notwendiges Übel?
Die Frage, ob ich einen Biwaksack mitnehmen sollte, hat mich lange beschäftigt. Letztendlich hatte ich mich aber dann doch dafür entschieden. Und das hatte eine Reihe von Gründen:
Grundsätzlich solltest du immer zumindest einen kleinen, ultraleichten Biwaksack dabei haben. Dieser kann dich im Notfall durch seine wärmereflektierenden Eigenschaften einige Zeit lang vor dem unmittelbaren Erfrieren bewahren kann. Das Gewicht und Packmaß eines möglichen Kandidaten wie dem Mountain Equipment Ultralite Bivi* liegt bei etwa 100 Gramm und 8 cm x 7 cm Ø im Beutel.
Da sind meiner Meinung nach auch die 280 Gramm und 17 cm x 10 cm Ø des eindeutigen Upgrades – des Ion Bivi* von Mountain Equipment – ganz gut zu verkraften. Vom preislichen Unterschied jetzt mal abgesehen.
Das kann der Ion Bivi:
Durch sein extrem robustes Driloft-Material (100% Nylon) und seinen verklebten Nähten hat er stark wind- und wasserabweisende Eigenschaften. Das ermöglicht es dir auch einmal eine klare Nacht unter dem Sternenhimmel ohne Zelt zu verbringen. Insbesondere im Spätherbst in Nordnorwegen ist das übrigens von Vorteil. Denn wer träumt nicht davon, einmal in seinem Leben direkt unter der großartigen Nordlichter-Show einschlafen zu können?
Abgesehen davon kann er in sehr kalten und/oder feuchten Nächten im Zelt auch deutlich deinen Komfort erhöhen. Zum einen durch die zusätzliche Wärme, die er dir spendet, und zum anderen, dass du nicht ständig aufpassen musst, die durchnässte Zeltwand zu berühren.
Ein vollständig wasserdichter Biwaksack (also mit einer Membran), wie zum Beispiel der Rab Alpine Bivi*, wäre mir persönlich dann doch zu schwer (490 Gramm) und teuer. Derartige Bivibags sind eher für kürzere Touren gedacht, ohne Zelt.
5. Andere Dinge, die deinen Komfort erhöhen
- Um den Komfort-Bereich deines Schlafsacks zu erhöhen und diesen während der Tour auch sauber zu halten, empfiehlt es sich, ein Inlett zu benutzen. Am besten eines aus Seide (Kauftipp: Frilufts Silk Mummy Liner*), denn dieses ist verglichen mit anderen Materialien extrem leicht und sein Packmaß am geringsten. Und ein Wärmeplus von etwa 2-3°C gibt es trotzdem.
- Außerordentlich praktisch ist der eVent Compression Dry Sack* von Sea to Summit. Er ermöglicht es dir, deinen (Daunen-)Schlafsack ohne große Anstrengungen deutlich stärker zu komprimieren, als es mit der bloßen Hand möglich wäre. Und vor Feuchtigkeit ist er obendrein auch noch geschützt. Ich habe es getestet: Ganze 1,5 Liter an Packvolumen konnte ich so allein durch den Schlafsack einsparen. Von mir gibt’s eine klare Empfehlung!
- Ob du eine Zeltunterlage mitnehmen solltest, hängt sowohl von deinem Zelt(-boden) ab als auch vom Untergrund, den du auf deiner Tour erwartest. Ich hatte meistens das für mein Zelt zugeschnittene Nordisk Footprint Svalbard* dabei. Wirklich gebraucht habe ich es jedoch nicht. Ich denke, dass man selbst in den Höhenlagen Norwegens normalerweise immer irgendwo noch einen geeigneten Platz findet, der nicht von spitzen Steinen oder Gestrüpp übersät ist. Die Wassersäule meines Zeltbodens (10.000 mm!) hätte jedenfalls locker ausgereicht.
- Es gibt viele Naturverbundene da draußen, die behaupten, dass eine Schlafmaske* und Ohropax beim Trekking völlig überflüssig sind. Man solle sich lieber voll und ganz der Natur hingeben, wenn man denn schon mal die Möglichkeit dazu hat. Ich bin da eher skeptisch. Starker Wind und Mitternachtssonne können dir den Schlaf ordentlich verkürzen. Ultraleicht-Trekking schön und gut, aber das muss mit.
- Ebenfalls interessant ist die Frage, ob ein Kopfkissen sinnvoll ist. Auch hier scheiden sich die Geister. Mein Cocoon Air Core Pillow Ultralight* ist wirklich superleicht und alles, aber trotzdem hatte ich mich schlussendlich dagegen entschieden. Ein normaler Stoff-Packsack, der mit einem dicken Wollpulli oder einer Daunenjacke gefüllt ist, reicht vollkommen aus.
Fazit zur Ausrüstung für deinen Schlafplatz auf Tour
In diesem Artikel hast du bereits die wichtigste Kategorie über die Ausrüstung für das mehrwöchige Trekking kennen gelernt. Hoffentlich hast du einige Informationen mitnehmen können. Vielleicht konnte ich dir die eine oder andere Entscheidung erleichtern, bei der dir andere Seiten im Netz nicht wirklich helfen konnten.
Generell gilt: Je weniger du mitnimmst und je leichter deine Ausrüstung ist, desto mehr Komfort verlierst du. Das muss dir klar sein.
Meines Erachtens kann man mit einer tiefgründigen Recherche und einer guten endgültigen Auswahl seiner Ausrüstung trotzdem einiges an Gewicht und Packvolumen einsparen und so seine Tour ein klein wenig schöner machen.
Bleib‘ interessiert und schau dir auch meine anderen Artikel in dieser Serie an!
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