Das Nordland-Fieber hat uns erneut gepackt.
Seit dem Winter freue ich mich wie ein kleines Kind darauf: Wir wollen mit dem Zelt im Gepäck vom nordnorwegischen Hauptstützpunkt Tromsø über Senja nach Å i Lofoten und wieder zurück. Der klassische Nordland-Roadtrip eben, mit einer ganzen Reihe an spektakulären Spots.
12 Tage nehmen wir uns Zeit, diese Wahnsinnsgegend zu erkunden.
Also raus aus der Komfortzone, und rein ins kalte, raue Vergnügen, das sich Norwegen nennt.
Endlich mal wieder dorthin zurück, wo alles begann!
Diese Serie wird aus drei Artikeln bestehen:
- Teil: Senja
- Teil: Harstad & Vesterålen
- Teil: Lofoten
Starten wir mit Senja.
Senja ist die zweitgrößte Insel Norwegens und an landschaftlicher Schönheit kaum zu übertreffen. Ihre Nordwestküste ist durch eiszeitlichen Gletscherschliff außergewöhnlich stark zerklüftet, und ein Fjord drängt sich dicht an den nächsten.
Wer schroffe, nahezu vertikal ins Meer stürzende Felswände von schwindelerregender Höhe mit eigenen Augen sehen will, ist in Senja hervorragend aufgehoben!
Gänsehaut und grandiose Fotos garantiert!
In diesem Artikel wirst du erfahren, was du auf Senja unbedingt unternehmen und wie viel Zeit dafür einplanen solltest.
Hier sind unsere Highlights:
1. Segla: Das Wahrzeichen von Senja
Jeder kennt ihn, alle lieben ihn: Den Berg Segla, das steinerne Segel Senjas. Das Wahrzeichen von Senja, und ein Meisterwerk in Felsform.
Beim Wanderparkplatz im kleinen beschaulichen Örtchen Fjordgård wird man direkt mit der Entscheidung konfrontiert, ob man den Segla lieber besteigen oder fotografieren will. Beides zusammen ist nur dann ohne größeren Umweg möglich, wenn einem die etwa 300 m hohe vertikale Nordwand aus blankem, glattpoliertem Fels keine größeren Schwierigkeiten bereitet. Der anspruchsvolle Normalweg führt jedenfalls über seine Südseite zum Gipfel. Das Panorama muss bombe sein, jedoch wollen wir ihn dieses Mal nur fotografieren.
Fotografieren lässt sich der Segla am besten vom Aussichtsberg Hesten (556 m). Auch unter Norwegern ist die Wanderung auf den Hesten sehr beliebt und ein begehrter Fotospot ist er sowieso.
Knapp 1,5 Stunden brauchen wir für den bestens ausgetretenen Weg durch die spärliche Vegetation. Im oberen Drittel muss man zu meiner Freude teilweise sogar etwas Hand anlegen. Die Zeit vergeht wie im Flug und die Vorfreude auf das Fjordpanorama steigt ins Unermessliche.
Bei noch bedecktem Himmel erreichen wir den Gipfel, angeblich soll es noch etwas aufgehen heute. Kalt ist es für norwegische Verhältnisse nicht wirklich.
Wie immer, wenn ich in Norwegen einen Gipfel erreiche, bin ich erstmal völlig aus dem Häuschen.
Das Ambiente ist unbeschreiblich. Die Alpen sind wahnsinnig schön, keine Frage, aber die Kombination aus Meer und blankem Fels lässt mein Herz dennoch etwas höher schlagen.
Die Perspektiven von hier oben sind so eindrucksvoll und vielfältig, dass wir die Zeit komplett vergessen. Nach den besten Fotospots suchend, verbringen wir mehrere Stunden auf dem Gipfel. Andere kommen und gehen, und das Wetter scheint von Westen her allmählich besser zu werden. In der Ferne zeigt sich bereits der blaue Himmel.
Für Sonne am Gipfel sind wir jedoch etwas zu früh dran…
Nach gut vier Stunden sind wir zurück beim Auto.
Wer nun auch noch die Besteigung des Seglas selbst in Angriff nehmen will, sollte also mindestens einen vollen Tag einplanen.
Wildes Campen auf dem Weg zum Hesten ist grundsätzlich möglich, jedoch sollte man sich bewusst sein, dass man dort in den Sommermonaten nie seine Ruhe haben wird. Wir haben uns für den gemütlichen Fjordbotn Campingplatz entschieden, einem der drei Campingplätze auf Senja.
2. Ersfjord & Tungeneset
Fährt man von Osten kommend auf der Küstenstraße weiter, erreicht man bald den derzeit ziemlich angesagten Ersfjordstranda: Ein schicker, von schroffen Bergen umgebener Sandstrand auf dem das wilde Campen erlaubt ist und in gewisser Weise sogar von der Region unterstützt wird. Es gibt dort einen großen Parkplatz, einige Bänke und Tische sowie ein futuristisches goldenes Klohäuschen.
Trotz des mäßigen Wetters herrschte dort eigentlich jedes Mal, wenn wir vorbeifuhren, ordentlicher Trubel. Ich bin sogar der Meinung, einen heruntergekommenen weißen Camper mit erstaunlich beschlagenen Fenstern auf unserem Hin- und Rückweg dort stehen gesehen zu haben. Definitiv ein Platz für Leute, die es nicht sonderlich eilig haben!
Für ein paar gute Shots, kann ich jedem den Tungeneset Aussichtspunkt ans Herz legen. Besonders bei tiefstehender Mitternachtssonne ist das für viele Landschaftsfotografen der Place-to-be auf Senja.
Auch wenn wir aufgrund des fiesen täglichen Früh- und Spätnebels dieses Mal leider nicht so viel Glück mit dem Wetter haben, entstehen doch einige ganz ansehnliche Bilder.
3. Husfjellet: Die wohl spektakulärste Aussicht auf Senja
Da ich in letzter Zeit in den sozialen Netzwerken immer öfter auf traumhafte Panoramaaufnahmen von Senja gestoßen bin, habe ich mich auch selbst einmal auf die Suche nach dem besten Fjordblick gemacht und ein Berg wurde immer und immer wieder erwähnt: Der Husfjellet (632 m).
So kommt es, dass wir auf unserem Rückweg noch einmal bei sonnigem Wetter die Chance bekommen, uns selbst ein Bild von dem Berg zu machen und eventuell sogar den Sonnenuntergang von dort oben abzulichten.
Der Startpunkt der Wanderung ist der Parkplatz bei der Kirche in Berg, Skaland. An sich ist der Weg nicht besonders anspruchsvoll, steil aber gut ausgetreten. Lediglich im Gipfelbereich ist der Weg etwas ausgesetzt. Insgesamt brauchen wir wieder knappe 1,5 Stunden zum Gipfel.
Das Panorama ist enorm. Die Wolken und der aufziehende Nebel tragen ihr Übriges dazu bei. Wir werden ihn einfach nicht los auf dieser Reise.
Wieder renne ich wie ein verrücktes Huhn im Gipfelbereich auf und ab und versuche die besten Perspektiven zu finden. Das ist absoluter Wahnsinn hier.
Ich ahne aber bereits, dass uns der Nebel bald verschlingen und das mit dem Sonnenuntergang wieder nichts werden wird…
Dennoch: Wir genießen die Zeit hier oben und warten ab, wie sich die Nebelsituation entwickelt. Es ist nahezu windstill und wir sitzen im Shirt am Gipfel. Wann hat man solche Bedingungen schon mal im norwegischen Fjell?
Eine Stunde später, und der Nebel drückt und schiebt. Die Sicht wird schlechter, und dann wars das. Vom Nebel einfach überrollt.
Langsam steigen wir ab. Auf einer kleinen Anhöhe auf etwa 300 m, auf der bereits einige Zelte stehen, halten wir nochmal inne und schauen der Sonne entgegen. Bald wird sie verschwunden sein.
4. Panoramaroute nach Gryllefjord
Mit dem Auto auf Senja herumzucruisen ist an sich eh schon sehr spannend und abwechslungsreich (die Küstenstraße ist immerhin eine von Norwegens 18 Nasjonale touristveger). Aber wenn ich entscheiden müsste, welcher Abschnitt mir am besten gefällt, würde ich sagen, dass es der Abschnitt zwischen Tungeneset und Gryllefjord ist. Von Gryllefjord aus setzt dann wenige Male am Tag die Fähre zum Kap Andenes, Vesterålen über. Andere Möglichkeiten, die Insel zu verlassen, gibt es dann auch schon nicht mehr, außer man fährt über Finnsnes zum Festland zurück.
Die wohl schönste Aussicht auf Senja, die man sich direkt mit dem Auto abholen kann, ist zweifelsohne die von der Bergsbotn Aussichtsplattform. Der Blick über den Bergsfjord auf die schroffen Gipfel rund um den Husfjellet ist schon ganz nett. Es ist auch im Winter ein beliebter Aussichtspunkt, um die Nordlichter über den Gipfeln tanzen zu sehen. Denn von hier schaut man direkt nach Norden.
Der weitere Weg nach Hamn i Senja ist nicht minder sehenswert. Er führt nicht nur über zahlreiche fotogene Brücken, sondern auch vorbei an einigen kleinen Buchten mit feinsten Sandstränden. Hier lädt vor allen Dingen das seichte Wasser zum Kajaken ein.
Hamn i Senja besteht eigentlich aus nicht viel mehr als einem schicken Hotel, welches es aber in sich hat. Luxus pur, in Hamn trifft man auf die Geldigen.
Auch in Gryllefjord, der Endstation für uns auf Senja, kann man sich die Wartezeit auf die Fähre bestens mit Fotografieren verkürzen. Der Hafen gehört definitiv zur Elite auf Senja.
Das waren sie also: Unsere Highlights auf Senja, Norwegens abwechslungsreichster Insel.
Insgesamt denke ich, dass man mit 4-5 Tagen ganz gut hinkommt, wenn man die ganze Insel erkunden will. Da passen dann auch einige Gipfelbesteigungen in den Zeitplan und man hat noch etwas Puffer, falls das Wetter nicht so ist, wie man es sich erhofft hat. Wer noch mehr Zeit für Senja allein einplanen kann und will, sollte sich noch den Ånderdalen Nationalpark ansehen und möglicherweise noch weitere Gipfel (Keipen, Barden oder Breidtinden) besteigen.
Habe ich anfangs zu viel versprochen?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Weiter geht es mit Teil 2: Harstad & Vesterålen
Kann es noch besser werden? Aber sowas von, lass dir die Fortsetzungen auf keinen Fall entgehen!