Cinque Terre: Buntes Farbenspiel trifft schroffe Meeresküste.
Ein Ort zum Träumen. Ein Ort zum Fotografieren.
In dem Jahr, in dem einfach alles anders kam, als man es plante, sollte es also soweit sein. Wir besuchen den berühmten Cinque Terre Nationalpark, den wir schon so lange auf unserer Reiseliste stehen haben.
Nachdem unsere ursprünglichen Pläne durch ein fieses Virus über den Haufen geworfen wurden, satteln wir kurzfristig um und beschließen uns für drei Wochen einen Campervan zu mieten und einen Roadtrip durch Italien und den Alpenraum zu starten.
Unabhängig sein und das tun, worauf man gerade Lust hat. Vanlife eben.
Unser erster Stop: Camping Acqua Dolce in Levanto. Neben La Spezia einer der beiden Zugangsorte zu den Cinque Terre.
Märchenhaft umrahmt von schroffer Steilküste liegen von Nordwest nach Südost die “Fünf Dörfer” Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore an Liguriens wilder Westküste.
Ortschaften, zu eng für Autos und für Touristen nur zu Fuß oder mit dem Zug erreichbar, die sich über Jahrhunderte ihren individuellen kulturellen Charme erhalten haben und nicht zuletzt deshalb 1997 in die UNESCO-Weltkulturerbenliste aufgenommen wurden.
Levanto ist ein idealer Ausgangsort, um sich schon mal mit der Gegend vertraut zu machen. Ein familienfreundlicher Ort mit eigenem Strandabschnitt und ein paar Hügeln in greifbarer Nähe, die geradezu danach schreien zu früher Stunde erklommen zu werden.
Wer mich kennt, weiß, dass ich mir so etwas nie entgehen lassen würde.
Noch vor dem Frühstück starte ich meinen kleinen Berglauf und erklimme nach etwas über einer äußerst schweißtreibenden Stunde den höchsten der umliegenden Berge: Den Monte Rossola mit seinem kahlen Schädel und einer Höhe von 570 m.
Der Blick wandert über das weite Meer und natürlich Levanto, das sich wunderschön eingebettet direkt vor mir befindet. Die dicht bewaldeten Hügel direkt im Anschluss und die schroffen Küstenabschnitte, die durch die bereits dunstige Luft in weite Ferne gerückt sind.
Trotzdem meine ich, Manarola erspäht zu haben. Mit etwas Fantasie zumindest.
1. Manarola, das Schöne
Manarola. Das Dorf, auf das mich vorab am meisten gefreut habe.
Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. In dem Moment als wir an unserem ersten Tag aus dem Zug stiegen, wusste ich, dass ich hier goldrichtig bin. Ein Dorf, so klein und hübsch, das ich sicherlich nie vergessen werde.
Viel zu erleben gibt es hier natürlich nicht. Schon nach 10 kurzweiligen Minuten durch die wenigen bunten, und überaus engen Gässchen erreichen wir den kleinen Hafen. Die Sonne steht bereits tief und wir machen uns auf den Weg zum besten Viewpoint von Manarola, einer kleinen Küstenerhebung auf der gegenüberliegenden Seite des eigentlichen Ortes.
Trotz Corona sind die Gässchen voll mit Menschen. Keine Touristen, hauptsächlich Italiener, die endlich mal wieder ein bisschen frische Luft schnuppern wollen.
Ich möchte nicht wissen, wie es hier im Sommer unter normalen Umständen zu geht und freue mich, dass ich in diesem Moment an einem so wunderbaren Ort wie hier sein darf.
Restaurants bekommt man verständlicherweise generell wenige zu Gesicht in Manarola. Und auf dieser Seite des Ortes gibt es genau eines, eher einer Bar gleichend, in der auch Essen serviert wird. Mit sagenhaftem Ausblick, und dementsprechend voll.
Die Zeit verfliegt. Schon bald wird der Ortskern Manarolas im roten Licht der untergehenden Sonne erstrahlen.
Ein beliebtes Fotomotiv, und wir stehen bereit.
Ein wunderbarer Tag geht langsam zu Ende.
In der Ferne erblicken wir bereits Corniglia.
2. Riomaggiore, das Farbenfrohe
Einen Ticken südöstlicher von Manarola befindet sich bereits das noch farbenprächtigere Riomaggiore, das damit südlichste Dorf der Cinque Terre.
Es ist übrigens durchaus möglich, die Cinque Terre an einem einzigen Tag “abzuhaken”. Wer aber, so wie ich, als aufstrebender Fotograf unterwegs ist, wird sich sicherlich mehr Zeit nehmen und einzelne Dörfchen im weichen Licht des Sonnenuntergangs aufnehmen wollen.
Auch Riomaggiore ist perfekt dafür.
Am Bahnhof von Riomaggiore startet übrigens auch der Fußweg nach Manarola, ein in die steilen Klippen gehauener Weg mit wunderbaren Aussichten: Die Via dell’Amore.
Aktuell leider wegen vergangenen Erdrutschen gesperrt, soll er voraussichtlich 2022 wieder begehbar sein.
Ein Grund mehr noch einmal hierherzukommen.
3. Cinque Terre in a nutshell: Vernazza
Auch Vernazza hat es mir richtig angetan. Ein Ort mit mehreren Aussichtspunkten über die wahnsinnig schön gelegene Bucht mit seinem markanten Kirchengebäude, der Santa Margaritha d’Antiochia.
Nicht ohne Grund wurde Vernazza in die Vereinigung I borghi piú belli d’Italia aufgenommen, die Vereinigung der schönsten Orte Italiens. Und ich denke, jeder weiß, was das bedeutet.
Ist man nur einen Abend hier muss man sich im Vorfeld gut entscheiden, welchen Aussichtspunkt man zum Sonnenuntergang ansteuern möchte. Denn die Punkte liegen auf gegenüberliegenden Seiten von Vernazza und sind aufgrund des steilen Geländes (und der extremen Luftfeuchtigkeit) nicht so schnell zu erreichen, wie man es glauben könnte.
Vernazza erscheint insgesamt weitläufiger und etwas touristischer, Möglichkeiten am Hafen abendzuessen gibt es hier zur Genüge.
Ein Abend, ein Sonnenuntergang.
Wir entscheiden uns für den Klassiker, den Aussichtspunkt mit Blick auf den Hafen und die Kirche.
So etwas schönes muss man im Leben einfach gesehen haben.
4. Monterosso al Mare, das Touristische
Monterosso al Mare ist das nördlichste und größte Dorf der Cinque Terre.
Uns hat es von allen aber am wenigstens gefallen, hier steht Strandurlaub im Fokus und es wimmelt von Touristen. Nichtsdestotrotz ist es in jedem Fall ein Besuch wert, die Altstadt ist auch hier sehr sehenswert und italienisches Gelato gibt es hier natürlich auch. Eis geht einfach immer in Italien.
Besonders reizvoll ist der Fußweg über den kapähnlichen Punta Mesco zurück nach Levanto oder Cocktails schlürfen im Torre Aurora, eine wunderschöne Bar direkt bei der Festung, die den Ort in zwei Teile teilt.
5. Corniglia, das Aussichtsreiche
Jetzt bleibt nur noch Corniglia. Und Corniglia lohnt sich, das schon mal vorab.
Es ist das einzige der Cinque Terre, das nicht direkt am Meer gelegen ist. Der Ortskern befindet sich etwa 100 m ü. NN und ist umgeben von Weinbergen und einer Steilklippe zum Meer.
Da der Bahnhof jedoch deutlich weiter unten liegt, steht (wenn man nicht den Shuttlebus nimmt) als erstes der Aufstieg über die berühmte Lardarina an. Eine elende Treppe, die sicherlich schon so manchen dicklichen Ami zum Rückzug gezwungen hat.
Der Ortskern ist hübsch und im Gegensatz zu den anderen vier Dörfern gar nicht überlaufen. Auch essen kann man hier vorzüglich. Wer mehr Zeit für Corniglia einplant als wir es gemacht haben, sollte sich auch die Blicke auf den Ort selbst nicht entgehen lassen, die dann in etwa so aussehen könnten:
Hier wären wir insgesamt sehr gerne länger geblieben.
Die Aussichtspunkte über die Küste sind in alle Richtungen wahnsinnig schön und laden zum Verweilen ein.
In der Ferne sieht man Manarola.
Zurück zum Anfang, zumindest in Gedanken.