Da ist sie nun also. Die Premiere. Mein erster Artikel!
Und das wird gleich ein richtiger Kracher!
In Zeiten von Pinterest, Instagram & Co. kennt sie vermutlich jeder, der sich ein wenig für spektakuläre Landschaften interessiert: Norwegens berühmte Trollzunge. Trolltunga!
Da wir (eine Truppe abenteuerlustiger Deutscher aus dem Studentenwohnheim in Bergen) mildere Temperaturen und deutlich angenehmere Schneeverhältnisse natürlich mal wieder nicht abwarten konnten, machten wir uns also Anfang Februar – im tiefsten Winter – vom normalen Einstieg nahe des kleinen, mittlerweile ziemlich touristischen Örtchens Odda auf den Weg zu der markanten Felsformation.
Zu Fuß.
Normale Leute würden wohl mit Schneeschuhen oder ein paar Holzlatten unterwegs sein. Aber nein, nicht wir. Wir müssen es wieder übertreiben. Bei einer durchaus knackigen Schneehöhe von drei Metern und mehr kann man schon mal zu Fuß gehen. Vollkommen bescheuert, oder?
Allerdings war die oberste Schicht durch die eisigen Temperaturen der letzten Wochen schon so hart geworden, dass ein „normales“ Laufen sogar einigermaßen möglich war. Trotzdem brachen wir bei jedem Schritt sicherlich einige Zentimeter ein.
Die Aufwärmphase:
Wie ja allseits bekannt sein sollte, sind die ziemlich kurzen Wintertage im hohen Norden nicht gerade für eine derartig lange Tour geeignet. Insgesamt galt es etwa 22 Kilometer und 1400 Höhenmeter im mehr oder weniger ständigen Auf und Ab zu überwinden. Eine Tatsache, die auch schon in den Sommermonaten dem einen oder anderen Aspiranten zum Verhängnis geworden ist.
Dementsprechend brachen wir sehr früh auf und bewältigten die anfänglichen 800 Höhenmeter bis zum ersten Hochplateau noch recht zügig im Dunkeln. Dort sind übrigens auch ein paar kleinere Hütten. Deshalb ist der Weg dorthin auch noch ganz gut zu machen.
Der einzige Mensch, den wir dort oben trafen, wollte uns natürlich direkt von unserem Vorhaben abbringen. Dass wir dort kein Netz hätten. Und, dass Touristen wie wir dort nichts zu suchen hätten im Winter. Der gute Mann soll doch froh sein, dass wir nicht in Flip Flops dahergekommen sind!
Die Quälerei:
Von nun an bahnten wir uns also unseren eigenen Weg durch die endlosen, vollkommen unberührten Schneelandschaften. Und bald trafen uns dann auch schon die ersten Sonnenstrahlen.
Ein Winterwonderland vom Allerfeinsten!
Wäre es nur nicht so bitterkalt gewesen!
Denn auch wenn es nicht so aussieht, zeigen die Sonnenstrahlen im tiefsten skandinavischen Winter absolut keine Wirkung. Nicht einen Hauch. Bereits nach ein paar wenigen Stunden war die gesamte Verpflegung vollständig gefroren. Nicht nur der Tee in der Thermoskanne (die nach der Tour direkt in den Müll wanderte), sondern auch die Brote und Energieriegel. Bei durchschnittlich -20° eigentlich kein Wunder.
Ausrüstung à la „nicht vorhanden“, kein Netz, kein Plan, kein Trinken… nicht so gut!
Und da haben wir’s wieder! Wenn die Touristen am Werk sind!
Falls du dich bereits wunderst, warum ich nur so wenige Fotos von dieser Tour zeige: Hol du mal bei solchen Temperaturen die Kamera aus dem Rucksack und bediene den fummeligen Auslöser!
Abgesehen von ein paar gefährlich abschüssigen Stellen und einigen, durch unpassierbaren Tiefschnee bedingten Sackgassen, trafen wir den eigentlichen Weg meines Erachtens ganz gut. Die bizarren Felsformationen, die imposant über den 900 Meter tiefen senkrechten Abgrund ragen, rückten schon “bald” in Sichtweite.
Ein unglaublicher Motivationsschub!
Die Klatsche:
Unglücklicherweise ist die Landschaft in diesem Bereich alles andere als gut einsehbar und die Aufgabe die tatsächliche Trolltunga zu finden gestaltete sich als ziemlich schwierig. Zu schwierig für uns, da uns einfach völlig die Kraft (und Zeit) zum Weitersuchen fehlte.
Das folgende Bild zeigt also nicht die echte Trolltunga – ist aber meiner Meinung nach nicht minder spektakulär!
Besonders genießen konnten wir die Landschaft dort natürlich nicht. Leider. Denn ein langer und beschwerlicher Rückweg stand noch bevor. Immerhin hat Marcel noch ein halbwegs dynamisches Foto von Dennis, Marvin und mir hinbekommen…
[Wie sich übrigens einige Zeit später herausstellen sollte, waren wir doch tatsächlich nur noch ein paar hundert Meter von unserem eigentlichen Ziel entfernt. Ärgerlich.]
Naja, was soll ich sagen? Wir schafften es tatsächlich zurück. Ziemlich hungrig, abgekämpft und unfassbar wütend auf den vielen Schnee, aber dafür ohne bleibende Schäden – immerhin. Und verloren haben wir auch niemanden auf der Strecke.
Mein persönliches Fazit zum gewagten Trolltunga-Unterfangen:
Liebe Kinder, macht es uns bloß nicht nach.
Nein, im Ernst. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass diese nervenaufreibende Wintertour eines meiner größten Abenteuer war, das ich in Norwegen bisher erlebt habe. Und besonders stolz bin ich auch nicht darauf, obwohl die Landschaft wirklich atemberaubend schön ist.
Ein gewisser Respekt vor den Naturgegebenheiten des hohen Nordens – speziell im Winter – ist in dieser Hinsicht sicherlich nie verkehrt.
Willst du mehr wissen oder warst du womöglich auch schon einmal dort?
Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar, ich bin gespannt!