Herzogstand, Wendelstein, Wallberg, Hirschberg, Brauneck und wie sie auch alle heißen mögen.
Es bietet sich einfach an. Freitags nach getaner Arbeit ist doch der perfekte Zeitpunkt, um sich endlich ins langersehnte und wohlverdiente Wochenende zu verabschieden, oder?
Und wo bekommt man seinen Kopf schon schneller frei als in den Bergen?
Richtig, nirgends!
Da haben wir als Münchner natürlich schon einen riesigen Heimvorteil und ich bin immer wieder dankbar, so nah an den Bergen wohnen zu dürfen…
Zwei der bekanntesten “Hausberge” Münchens sind – wer hätte es gedacht – der Wendelstein und der Herzogstand. Der guten Erschließung sei Dank strömen jährlich tausende von Menschen auf diese beiden Gipfel, mit der Folge, dass man dort oben nur noch selten wirklich seine Ruhe hat. Doch sobald Schnee und Eis die Gipfel bedeckt und die Gondeln ihren Betrieb endgültig eingestellt haben ändert sich die Lage dramatisch. Dann ist es bereits Ende November und das Jahr neigt sich langsam seinem Ende zu.
Die beste Zeit, um nochmal die schönsten Gipfel der bayerischen Voralpen abzuklappern und die herrlich frische Luft zu genießen.
Mit Rückenwind: Auf den Wendelstein
Es ist Freitag, der 22. November 2019.
Vor einigen Tagen ist in den Zentralalpen bereits eine ordentliche Ladung Neuschnee herunter gekommen. Am Alpennordrand hält es sich jedoch noch weitgehend in Grenzen, mehr als 15 cm sind es hier auch im Gipfelbereich noch nicht.
Die aktuelle Wetterprognose: Eine Mischung aus leichter Bewölkung und (Hoch-)nebel, in den höheren Lagen mit orkanartigem Föhnsturm. Bedingungen, die kaum spannender hätten sein können.
Eckdaten des Berglaufs:
Gipfel: Wendelstein, Höhe: 1.838 m
Startpunkt: Gondelstation Osterhofen
Aufstieg: etwa 1050 HM
Dauer: 135 Minuten
Pünktlich um 14:45 Uhr laufe ich los. Der Wind pfeift mir ordentlich um die Ohren, und ich freue mich auf die Session.
Kurz hinter Hochkreuth (980 m) verlasse ich die geteerte Straße und der eigentliche Trail beginnt. Das Gelände wird deutlich steiler, das Tempo langsamer. Ich fühle mich, als würde ich nur noch auf der Stelle laufen. Aber Hauptsache nicht stehen bleiben.
Die Zeit vergeht und die Wolken fangen bereits an, sich im Abendlicht gold zu färben. Ich begegne keiner Menschenseele.
Unterhalb des finalen Gipfelaufbaus erhasche ich das erste Mal einen Blick nach Norden. Durch die südseitige Exposition ist der Schnee auch hier schon wieder einer braunen Brühe gewichen.
Um 16:15 Uhr erreiche ich den Gipfel. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang.
Einige Minuten verbringe ich trotz des eisigen Windes am Gipfel, die abendliche Beleuchtung ist einfach unbeschreiblich. Ich krame nach meiner Kamera und mache schnell noch ein paar Aufnahmen, bevor die Sonne endgültig hinter den Bergen verschwindet.
Ein kleiner Snack und ich mache mich wieder vom Acker. Auf Laufen mit Stirnlampe kann ich gut verzichten. Jetzt heißt’s Gas geben.
Mit einem ordentlichen Ziehen in den Oberschenkeln erreiche ich um kurz nach fünf das Auto.
Weg mit dem Speck: Am Nikolaustag auf den Herzogstand
Auch zwei Wochen später: Perfekte Bedingungen für einen gepflegten Berglauf auf den bayerischen Klassiker schlechthin. Der Herzogstand ist einfach nicht umsonst so ein begehrtes Tourenziel. Auch die ambitioniertesten Landschaftsfotografen kommen hier oben voll auf ihre Kosten.
Es ist nahezu windstill und deutlich wärmer als beim letzten Run. Und keine einzige Wolke am Himmel.
Eckdaten des Berglaufs:
Gipfel: Herzogstand, Höhe: 1.731 m
Startpunkt: Passhöhe Kesselberg
Aufstieg: etwa 900 HM
Dauer: 100 Minuten
Ich starte um 14:15 Uhr vom Parkplatz an der Kesselbergstraße.
Der Wegverlauf ist eindeutig. Mit angenehmer Steigung führt die Forststraße bis hinauf zum Herzogstandhaus. Trotz nordseitiger Exposition ist sie noch nicht zu sehr vereist und ich komme gut voran. Der Herzogstand ist ein Berg, der eigentlich wirklich immer geht.
Das Herzogstand-Gipfelkreuz erreiche ich schon deutlich früher als gedacht und ich habe noch genug Zeit, die wunderbare Stimmung der Golden Hour einzufangen. Hier hat sich das Mitschleppen der Objektive wenigstens mal gelohnt…
Ich verweile noch bis zum Sonnenuntergang am Gipfel. Es ist Anfang Dezember und ich brauche nach dem schweißtreibenden Aufstieg nicht einmal meine Daunenjacke, so warm ist es hier oben. Ich bin mir nicht sicher, ob man das noch als normal bezeichnen kann…
Den Stress der vergangenen Woche vergesse ich schnell. Die Landschaft und das Licht sind so schön, dass ich nicht mehr weg will von hier.
Kann man ein Wochenende noch besser starten?
So gerne ich auch bleiben würde: Es wird langsam Zeit zu gehen.
Nach noch nicht einmal einer halben Stunde bin ich zurück beim Auto.
Und das waren sie. Zwei wunderbare Touren, die man gut und gerne auch noch (ohne Ski) im späten November oder Dezember machen kann. Und zwei exzellente Berge, für all diejenigen, die sich auch gerne mal ans Trailrunning heranwagen wollen.
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Wie immer her damit, ich freue mich.